Anzeige
Pisa 2.0?

"Höchste Alarmstufe": Stürzt der schiefe Turm von Bologna ein?

  • Veröffentlicht: 29.03.2024
  • 14:20 Uhr
  • Kira Born
Sorge um den schiefen Turm von Bologna: Der kleinere der beiden Türme, der Torre Garisenda steht gefährlich schief.
Sorge um den schiefen Turm von Bologna: Der kleinere der beiden Türme, der Torre Garisenda steht gefährlich schief.© Giorgio Bianchi/Comune di Bologna/dpa

Der Garisenda-Turm in Bologna ist einer der Wahrzeichen der Stadt. Seit Jahren sorgen Risse im Mauerwerk und Schwankungen des Turms bei Expert:innen für Sorge um die Stabilität des Bauwerks.

Anzeige

Das Wichtigste in Kürze

  • In Bologna läuft der Garisenda-Turm Gefahr einzustürzen.

  • Das über Italiens Grenzen als schiefer Turm von Bologna bekannte Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert neigt sich in einem Winkel von fast fünf Grad.

  • Die Stadt Bologna stellte Pläne vor, wie sie den Turm vor dem Kollaps retten möchte.

Die beiden schiefen Türme Garisenda und Asinelli gehören zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Bologna. Doch schon im Oktober letzten Jahres sperrte die Stadt wegen außergewöhnlicher Schwankungen und der Gefahr des Einsturzes des Turms Garisenda den gesamten Platz um die Schwesterntürme.

Seit 2018 gibt es in Bologna ein wissenschaftlich-technisches Komitee, welches die Entwicklungen und Schwankungen der Türme beobachten soll. Die Qualität des Mauerwerks sei durch verschiedene Einflüsse so schlecht wie noch nie, sagte Sergio Lagomarsino, Professor für Bautechnik an der Universität von Genua, im November 2023 gegenüber der Deutschen Presse Agentur. Daher rief die Kommission im November 2023 in einem wissenschaftlichen Bericht an den Bürgermeister vom Erreichen der "höchsten Alarmstufe".

Jetzt soll der Turm langfristig stabilisiert werden. Dazu soll der Turm mit Pylonen, die schon zur Stabilisierung des Schiefen Turms von Pisa zum Einsatz kamen, im Bauprozess für die nötige Tragsicherheit ausgestattet werden.

Bolognas Garisenda-Turm soll wieder stabilisiert werden

Der Garisenda hat eine Höhe von 48 Metern und eine Neigung von 3,20 Metern und knapp vier Grad – im Vergleich dazu hat der Schiefe Turm von Pisa eine Neigung von nur 3,97 Grad. Erbaut wurde der Torre della Garisenda im Auftrag einer reichen Familie im Jahr 1109. Ursprünglich war er 60 Meter hoch, musste jedoch schon im 14. Jahrhundert wegen erster Konstruktionsfehler abgesenkt werden.

Ende des letzten Jahres zeigten sich die Expert:innen des Komitees ernsthaft besorgt: "Wir können nicht sagen, ob dem Turm nichts passieren wird oder ob es einen teilweisen oder plötzlichen Einsturz geben wird", sagte Architekt Amedeo Bellini, der Zeitung "La Repubblica".

Im Video: "'Plötzlicher Einsturz' möglich: Italienische Stadt bangt um Touristenattraktion"

"Plötzlicher Einsturz" möglich: Italienische Stadt bangt um Touristenattraktion

Anzeige
Anzeige

Stadt Bologna stellt Rettungsplan für den schiefen Turm vor

Die Behörden wollen das Zusammenfallen des Turms verhindern und kündigte am 27. März in einer Pressemitteilung an, dass mithilfe von Pylonen und Kabeln, die zuvor am Turm in Pisa eingesetzt wurden, der Turm im Bauprozess dauerhaft stabilisiert werden soll. Außerdem soll mit einem Stahlgerüst das Auseinanderbrechen des Garisenda Turms verhindert werden. Mithilfe eines drei Stufen Plan will die Bologna den schiefen Turm vor dem Kollaps bewahren:

  1. Passiver Schutz: Die Stadt will Stütztürme errichten, um eine passive Sicherung herzustellen und Bodenarbeiten am Turm zu sichern. 
  2. Neuer Mörtel: Danach soll mit einer Mörtelmischung aus Kalk, die dem Ursprungsmörtel des Turms gleich ist, verarbeitet werden und so die Festigkeit erhöhen.
  3. Spannen von Stützkabeln: Mithilfe der Pylome sollen die Kabel horizontale Spannung erzeugen und den Spannungszustand am Fuß des kritischsten Bereichs verringern. 
Die schematische Darstellung der Gemeinde Bologna zu den Bauplänen am Garisenda Turm im Zentrum der Stadt.
Die schematische Darstellung der Gemeinde Bologna zu den Bauplänen am Garisenda Turm im Zentrum der Stadt.© Gemeinde Bologna

Bürgermeister Matteo Lepore ist sich sicher, dass die Maßnahmen "es ermöglichen, den Turm zu sichern", wie er einer Pressekonferenz angab. Um die Ausrüstung auf Pisa umzurüsten, benötigten die Zuständigen "etwa sechs Monate", sagte Bolognas Bürgermeister, nach Angaben des Senders CNN.

EUROPE-WEATHER/ITALY-HEAT
News

Neue Tourismusstrategie

Italien: Beliebte Sehenswürdigkeit verlangt jetzt Eintritt

Von Montag (3. Juli) an zahlen Tourist:innen für den Besuch in das Pantheon in Rom Eintritt. Weitere historische Monumente sollen folgen.

  • 14.07.2023
  • 12:55 Uhr

Die Kosten für die Sicherung des Turms belaufen sich auf 19 Millionen Euro, hieß es von Seiten der Stadtverwaltung. Durch die Wiederherstellung des Turms und die möglichst umfangreiche Wiederverwendung der vorhanden Bausubstanz, würde nicht nur Ressourcen, sondern auch Zeit eingespart, gab die Stadt in ihrer Pressemitteilung an.

Anzeige
Anzeige

Deutschland Spitzenreiter der schiefen Türme

Auch in Deutschland stehen einige schiefe Türme. Gemessen am Neigungswinkel führt im Moment der ehemalige Wehrturm im rheinland-pfälzischen Gau-Weinheim nahe Mainz die offizielle Liste an. Das Rekord-Institut für Deutschland (RID) bestätigte im September 2022 einen Neigungswinkel von 5,43 Grad. Damit toppte der Turm den rund 27 Meter hohen Kirchturm von Suurhusen in Ostfriesland. Dieser bringt es auf einen Neigungswinkel von 5,19 Grad.

  • Verwendet Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Gemeinde Bologna: "Garisenda, ecco come sarà messa in sicurezza la torre"
  • CNN: "Italy races to stop leaning tower from collapsing"
  • t-online: "Rettungsversuch für schiefen Turm von Bologna"
Mehr News und Videos

Deutschland: So viele Drogen-Tote wie noch nie

  • Video
  • 01:46 Min
  • Ab 12