Teurer Ausbau
"Ich bin kein politischer Eunuch": Thorsten Frei über seine Rolle als Kanzleramtschef
- Veröffentlicht: 08.05.2025
- 13:04 Uhr
- Benedict Hottner
Thorsten Frei ist neuer Kanzleramtsminister der schwarz-roten Koalition – und tritt mit klaren Worten auf. In einem Interview spricht er über seine neue Rolle.
Thorsten Frei, frisch ernannter Chef des Bundeskanzleramts, will sich in seiner neuen Funktion als ehrlicher Makler zwischen den Regierungsparteien verstehen. Im Gespräch mit dem "Stern" kündigte der CDU-Politiker an, auf provokante Alleingänge zu verzichten, um das Bündnis mit der SPD nicht zu gefährden. Doch ganz diplomatisch will er nicht sein: "Ich bin ein CDU-Bundesminister und kein politischer Eunuch."
"Ich bin kein politischer Eunuch" – Frei über seine neue Rolle
Die schwarz-rote Koalition unter Bundeskanzler Friedrich Merz sieht Frei trotz Startschwierigkeiten auf einem stabilen Kurs. Man habe sich auf Flexibilität im Umgang mit dem Koalitionsvertrag verständigt, erklärte Frei. Sollte es gravierende Veränderungen geben, sei man bereit, "neue Lösungen zu entwickeln". Ziel sei es, schon vor der Sommerpause politische Handlungsfähigkeit zu demonstrieren.
Kritik am "Prachtbau" – und doch wird weitergebaut
Trotz früherer Zweifel hält Frei am umstrittenen Ausbau des Kanzleramts fest. "Der Zeitpunkt, wo man vernünftig über einen Baustopp hätte entscheiden können, der ist längst vorüber", so der CDU-Politiker.
Auch wenn er das Projekt einst selbst als "Prachtbau" kritisiert hatte, sieht er nun kaum noch Spielraum für einen Stopp: "Dort wächst inzwischen etwas aus dem Boden." Man werde jedoch versuchen, die verbleibenden Kosten so gering wie möglich zu halten.
Der Ausbau war unter Kanzler Olaf Scholz beschlossen worden – mit dem Ziel, das personell gewachsene Kanzleramt räumlich zu erweitern. Die Gesamtkosten liegen mittlerweile bei rund 800 Millionen Euro. Trotz Kritik, unter anderem vom damaligen FDP-Finanzminister Christian Lindner, wurde das Projekt weiterverfolgt.
Abbau von Personal und Beauftragten geplant
Frei kündigte außerdem an, im Kanzleramt Personal abzubauen – jährlich um zwei Prozent, wie im Koalitionsvertrag festgelegt. "Es wäre keine glaubwürdige Politik, wenn ich die unangenehmen Dinge nur von anderen verlangen würde", sagte er dem "Stern". Die Regierung sei in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gewachsen – diesen Trend gelte es jetzt zu stoppen.
Ein weiterer Schritt: die Reduzierung der zahlreichen Regierungsbeauftragten. Einige Posten hätten ihn überrascht, so Frei: "Bei einigen musste ich schauen, ob die wirklich existieren – oder ob das ein Witz ist." Ziel sei es, das "Beauftragten-Unwesen" zu beenden – nicht nur aus Spargründen, sondern auch zur Straffung der Verwaltung.
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