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Talk bei Lanz

Lauterbach über Cannabis-Legalisierung: Kiffen in der Gesellschaft angekommen

  • Aktualisiert: 10.02.2024
  • 12:31 Uhr
  • Stefan Kendzia
Lauterbach verspricht sich viel von der Cannabis-Legalisierung. Bei Markus Lanz erklärt er, was das Gesetz vorsieht.
Lauterbach verspricht sich viel von der Cannabis-Legalisierung. Bei Markus Lanz erklärt er, was das Gesetz vorsieht.© Kay Nietfeld/dpa

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kämpft nicht erst seit gestern für die Legalisierung von Cannabis. Jetzt steht der Bundestag kurz davor, darüber abzustimmen. In der Talkshow "Lanz" bekräftigt er, dass die Droge längst in der Gesellschaft angekommen sei.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Bundestag steht die Abstimmung zur Cannabis-Legalisierung kurz bevor.

  • Gesundheitsminister Lauterbach unterlässt es nicht, kräftig die Werbetrommel für sein Prestige-Projekt zu rühren.

  • Bei Markus Lanz spricht er gar davon, dass das Kiffen in der Gesellschaft angekommen sei.

Spannend wird die Abstimmung über die Legalisierung der Droge allemal. Denn es ist eines der top Themen, das den Bundestag schon länger beschäftigt. Ein Thema, das polarisiert. Denn nicht alle werden ihre Zustimmung geben.

Im Video: Nutzhanf - so vielseitig einsetzbar ist Cannabis

In wenigen Tagen wird abgestimmt - aber nicht unisono

Die Legalisierung von Cannabis stößt nicht überall auf Wohlwollen. Allein die Angst von Eltern, Kinder wüchsen mit dem Bild auf, die Droge sei gesellschaftsfähig, sogt laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) für Diskussionen. Der Ampelkoalition scheinen die Konsument:innen wohl ganz besonders wichtig zu sein - denn geht es nach der Regierung, so müssen laut "NTV" Kiffer kein ungutes Gefühl mehr haben, wenn sie Cannabis in der Öffentlichkeit konsumieren. In wenigen Tagen wird dazu abgestimmt - jedoch nicht unisono.

Es zeichnet sich schon heute ab, dass nicht alle Politiker:innen im Bundestag der Legalisierung zustimmen werden. Ein Beispiel dafür ist SPD-Innenpolitiker Sebastian Fiedler: "Ich werde mit Nein stimmen."  Im "Spiegel" erklärt er: "Einem Gesetz, das zu einer Entkriminalisierung von Dealern und sinnloser Mehrarbeit für die Polizei führt, kann ich nicht zustimmen." Die organisierte Kriminalität lache sich ins Fäustchen, so Fiedler.

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Das Prestigeprojekt Cannabis soll erfolgreich starten

Anders Karl Lauterbach. Er hat ein großes Interesse daran, dass sein Prestigeprojekt erfolgreich eingeführt wird. Nicht umsonst befindet er sich gefühlt ständig auf Cannabis-Promotion-Tour  - wie auch jetzt in der Talkshow von Markus Lanz. Hier erklärt der Dauergast Lauterbach, was das Gesetz vorsieht:

  • Jede:r Konsument:in darf 25 Gramm Cannabis legal besitzen.
  • Cannabis darf ab 1. Juli in privaten Clubs angebaut werden.
  • Kindern und Jugendlichen ist das Kiffen verboten.
  • Strafe droht allen, die Cannabis an Jugendliche unter 18 Jahren weitergibt.
  • Heranwachsende zwischen 18 und 21 Jahren dürfen weniger konsumieren als Erwachsene.
  • Das Kiffen in der Öffentlichkeit ist erlaubt.
  • Kiffen ist verboten im Umkreis von hundert Metern von Schulen und Kitas.

Selbstverständlich kennt Lauterbach auch die negativen Auswirkungen des Konsums. Aus diesem Grund habe das Ministerium eine Aufklärungskampagne in den sozialen Netzwerken gestartet, wie Lauterbach betont. Auf sozialen Plattformen wie Instagram zeigt sich das allerdings fragwürdig: Die Bundesregierung wirbt dort mit einer Kampagne mit dem Titel "Bubatz bald legal". Gewarnt wird hier absolut nicht. Der damit konfrontierte Lauterbach schien überrumpelt und will der Sache nachgehen.

Wir erkennen an, dass Cannabis in der Gesellschaft konsumiert wird.

Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister

Dennoch ist er von seinem Engagement, Cannabis zu legalisieren, überzeugt: "Diejenigen, die schon konsumieren, sind dann nicht mehr auf den Schwarzmarkt angewiesen, nicht mehr auf die Dealer, auf die Kriminalität, auf die Beimengungen. Das heißt, wir erkennen an, dass Cannabis in der Gesellschaft konsumiert wird." Lanz und seine Zuschauer:innen bekommen dieses Argument nicht nur einmal zu hören. Die Legalisierung scheint der Heilsbringer schlechthin zu sein, wenn man Lauterbach zuhört: "Die Wahrheit ist doch, der Konsum nimmt zu. Wir haben einen Schwarzmarkt, der komplett außer Kontrolle ist. Und wir haben eine Zunahme (des Konsums) bei Kindern und Jugendlichen, weil die Dealer sich genau auf diese Kundengruppe orientieren. Dann müssen wir doch reagieren, um den Schwarzmarkt dort auszutrocknen. Das ist eine wichtige Maßnahme."

:newstime
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Cannabis-Konsum in Kanada nach Legalisierung gestiegen

Unterm Strich bedeutet das für Lauterbach, dass die Tätigkeiten von Dealer:innen zurückgehen und der Konsum selbst sinken werde. Das hätten laut Lauterbach Studien am Fall von Kanada und dem US-Bundesstaat Colorado gezeigt. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) vermeldet dazu andere Ergebnisse: Sowohl in den USA als auch in Kanada stieg der Konsum nach der Freigabe an, in Kanada um rund fünf Prozent innerhalb von zwei Jahren. 

Argumente, denen Lauterbach nicht offen gegenübersteht. Bei Lanz geht er sogar so weit zu sagen, dass das Kiffen in der Gesellschaft angekommen sei. Als Beispiel dafür nimmt er Bayern als Vorbild: "In Bayern kiffen 27 Prozent der 18- bis 24-Jährigen". Kein Argument für Mit-Talkerin und Kinderärztin Tanja Bunnert: "Haben Sie nicht gemerkt, dass es dann 73 Prozent nicht tun?"

  • Verwendete Quellen:
  • NTV: "Lauterbach bei Lanz: "Kiffen in der Gesellschaft angekommen""
  • Spiegel: "SPD-Innenpolitiker kündigen Nein zu Cannabislegalisierung an"
  • ZDF: "Werbung fürs Kiffen? Vorwurf gegen Lauterbach"
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