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Oft früh verhaltensauffällig

Nach Amoktat in Wuppertal: Experte besorgt über Brutalität unter gleichaltrigen Jugendlichen

  • Veröffentlicht: 23.02.2024
  • 15:41 Uhr
  • Clarissa Yigit

Nach dem Amoklauf an einem Wuppertaler Gymnasium schlägt ein Kölner Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut Alarm.

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Am Donnerstag (22. Februar) hat ein 17-jähriger Oberstufenschüler am Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Wuppertal (Nordrhein-Westfalen) mehrere Mitschüler:innen mit einer Stichwaffe attackiert und schwer verletzt. Laut Polizeiangaben seien zunächst vier Personen und der mutmaßliche Angreifer selbst verletzt worden. Der mutmaßliche Täter und zwei Schüler:innen mussten daraufhin auf der Intensivstation eines Krankenhauses behandelt werden. Alle sollen nach Angaben der Staatsanwaltschaft außer Lebensgefahr sein.

Nun schlägt der Kölner Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut Christian Lüdke Alarm und warnt vor zunehmender Brutalität. So sei die Tat aus Sicht Lüdkes "ein Beispiel für zunehmende Gewaltdelikte unter gleichaltrigen Jugendlichen oder jungen Erwachsenen", schreibt die Deutsche Presse-Agentur (dpa).

Frühe Anzeichen von Verhaltensauffälligkeiten

Oft gebe es schon sehr früh Anzeichen für Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern. Allerdings werde auf diese häufig nicht reagiert. Demnach hätten solche Jugendlichen vermehrt Eltern, "die selbst Gewalt tolerieren oder selber sehr aggressiv sind", erklärt Lüdke, der auch als psychologischer Ausbilder von Spezialeinheiten der nordrhein-westfälischen Polizei im Einsatz war. Zudem sei der Bildungsgrad oftmals gering und auch Problemlösungsstrategien fehlten meist, erklärt Lüdtke im Gespräch mit dem "Morgenecho" von WDR 5.

Aber auch der Zugang zu Medien und die Darstellung von Gewalt in sozialen Medien und im Internet spielten eine wichtige Rolle.

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Auffälligkeiten würden sich daher im Verhalten der Kinder widerspiegeln, indem diese "entweder sehr ruhig sind, verstummen, wenig soziale Kontakte haben oder relativ früh schon sehr aggressiv sind, teilweise dann Gewalt verherrlichen". 

Zudem könnten betroffene Kinder vielfach kein Mitgefühl für andere entwickeln, da es in solchen Familien oft keine starke emotionale Bindung gebe. Als Reaktion auf das emotionale Umfeld würden diese dann "in eine Art gefühlsmäßige Vollnarkose" verfallen.

"Sie fühlen sich ohnmächtig und durch die Gewaltausübung verwandeln sie das Gefühl von Ohnmacht in ein kurzzeitiges Erleben von Allmacht. Im schlimmsten Fall nach dem Motto: Ich bin Herr über Leben und Tod", erklärt Lüdtke weiter im Interview mit dem "Morgenecho" und ergänzt: "Leider gibt es regelmäßig immer wieder solcher Fälle."

Dabei betont der Experte, dass es offenbar keinen drastischen Anstieg bei der Gesamtzahl solcher Fälle gebe. Allerdings nehme die Brutalität und der Einsatz von Messern und anderen Waffen zu. Die Taten würden sehr viel mehr unter gleichaltrigen Jugendlichen beziehungsweise jungen Erwachsenen erfolgen, erklärt er abschließend.

Erst ein paar Tage zuvor sind am Oberhausener Hauptbahnhof zwei junge Basketballspieler aus der Ukraine niedergestochen worden. In diesem Fall gelten vier 14- bis 15-jährige Jugendliche als dringend tatverdächtig und sitzen daher in Untersuchungshaft.

Im Video: Häufen sich Fälle von Gewalt unter Kindern?

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
  • "Morgenecho" von WDR 5: "Gewalt unter Jugendlichen: 'Taten werden brutaler'"
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