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Soziale Medien - Fluch oder Segen?

  • Aktualisiert: 19.03.2024
  • 09:55 Uhr
  • Michael Reimers
Es gibt eine Vielzahl von sozialen Medien, die auf verschiedene Funktionen und Zielgruppen spezialisiert sind.
Es gibt eine Vielzahl von sozialen Medien, die auf verschiedene Funktionen und Zielgruppen spezialisiert sind.© REUTERS

Soziale Medien gehören zu unserem Leben und Alltag dazu - dass jemand nicht auf Instagram oder Facebook vertreten ist, ist eher eine Seltenheit und sorgt dann meist für Erstaunen oder Bewunderung. Wie unterscheiden sich soziale Medien vom klassischen Print oder Fernsehen? Wie verändern sie unsere Kommunikation und welche Gefahren bergen die digitalen Plattformen? Ein Überblick.

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Was sind soziale Medien?

Bei sozialen Medien, oder Englisch "Social Media", handelt es sich um digitale Plattformen oder Kommunikationskanäle. Sie ermöglichen es Nutzer:innen, sich über das Internet zu vernetzen, digitale Communities zu bilden, miteinander zu interagieren, Inhalte zu kreieren und diese zu teilen. All dies erfolgt oft profilbasiert, was bedeutet, dass User ein eigenes Profil erstellen und dieses pflegen können.

Die Autoren Taddicken und Schmidt definieren Soziale Medien in ihrem "Handbuch Soziale Medien" als alle "Angebote auf Grundlage digital vernetzter Technologien, die es Menschen ermöglichen, Informationen aller Art zugänglich zu machen und davon ausgehend soziale Beziehungen zu knüpfen und/oder zu pflegen".

Soziale Medien sind also ein wichtiger Bestandteil der heutigen digitalen Kommunikation. Die Plattformen haben die Art und Weise, wie wir kommunizieren, grundlegend verändert und eine neue Ära der digitalen Interaktion eingeleitet.

Im Video: Erster US-Bundesstaat verbietet TikTok

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So unterscheiden sich soziale Medien zu klassischen Medien

Als klassische Medien werden beispielsweise Medien wie Fernsehen, Radio oder Zeitung bezeichnet. Die sozialen Medien unterscheiden sich von dieser traditionellen Form der Medienkommunikation.

Soziale Medien funktionieren über das Internet. Zudem lösen sie das Sender-Empfänger-Prinzip auf, das zum Beispiel bei Print- oder Rundfunkmedien herrscht. Bei dem Sender-Empfänger-Prinzip handelt es sich um ein traditionelles Kommunikationsmodell, bei dem eine Information oder Nachricht von einem Sender zu einem Empfänger transportiert wird. Soziale Medien verfolgen jedoch eine nicht-lineare Kommunikation und lösen dieses Modell auf. Nutzer:innen von sozialen Medien sind also nicht nur Empfänger, sie können auch selbst Inhalte produzieren und verbreiten. User haben also selbst Kontrolle über die Inhalte, wohingegen bei klassischen Medien Redakteur:innen oder Produzent:innen über den Content entscheiden.

Dementsprechend handelt es sich bei den sozialen Medien um eine kostengünstige und zugängliche Möglichkeit, Medien zu erstellen und zu verbreiten. Auch benötigt man keine Vorkenntnisse oder eine spezielle Ausbildung, um Content auf digitalen Kommunikationsplattformen zu produzieren - das sieht bei klassischen Medien wie Zeitungen oder Fernsehen anders aus. Dort dauert es oft auch länger, bis ein Medium produziert und veröffentlicht oder ausgestrahlt wird. In den sozialen Medien ist dieser Prozess meist mit ein paar Klicks erledigt - ganz ohne Zeitverzug.

Ein weiterer Unterschied besteht in der Interaktivität. Soziale Medien ermöglichen eine höhere Interaktion zwischen den Nutzer:innen und bieten eine Plattform für Diskussionen und direktes Feedback. Klassische Medien hingegen bieten nur eine begrenzte Interaktivität.

Von der ersten E-Mail bis zu Facebook und Twitter

Die Entstehung sozialer Medien kann auf verschiedene Entwicklungen und Technologien zurückgeführt werden. Im Grunde könnte man selbst die erste, im Jahr 1971 verschickte E-Mail als Vorstufe der sozialen Medien sehen. Immerhin fand hier schon eine erste Kommunikation zwischen zwei Computern statt. Als wirklich "sozial" geht das vermutlich nicht durch. Das änderte sich 1988 mit der Entwicklung von "Internet Relay Chats". Dabei handelt es sich um ein textbasiertes Chat-System, mit dem man fast in Echtzeit übers Internet chatten kann.

Eine der ersten sozialen Medien war "SixDegrees.com", das im Jahr 1997 gegründet wurde. Diese Plattform ermöglichte es Nutzer:innen, Freundschaften zu knüpfen und Profile zu erstellen. Später folgten weitere Plattformen wie Friendster, MySpace und LinkedIn.

Die Gründung von Facebook im Jahr 2004 durch Mark Zuckerberg markierte einen Meilenstein in der Entwicklung sozialer Medien. Zusammen mit drei Studienfreunden entwickelte Zuckerberg die Plattform "thefacebook.com". Was als ein soziales Netzwerk für Harvard-Studenten begann, wurde schnell auch auf andere Universitäten und schließlich auf die breite Öffentlichkeit ausgeweitet. Facebook hat weltweit rund 2,11 Milliarden monatlich aktive Nutzer:innen (Stand: 4. Quartal 2023).

Die Gründung von Twitter ( im Jahr 2006 ist ein weiteres wichtiges Ereignis in der Geschichte der sozialen Medien. Die Plattform ermöglicht es Nutzer:innen, kurze Textnachrichten zu erstellen und mit anderen zu teilen. Das Netzwerk wurde von Jack Dorsey, Biz Stone und Evan Williams entwickelt und ins Leben gerufen. Während Facebook vor allem zur Vernetzung untereinander dient, hat sich Twitter vor allem zu einem wichtigen Medium für Nachrichten und Meinungsbildung entwickelt und hat weltweit mehr als 330 Millionen aktive Nutzer:innen.

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Welche sozialen Medien gibt es und welche nutzen die Deutschen am meisten?

Es gibt eine Vielzahl von sozialen Medien, die auf verschiedene Funktionen und Zielgruppen spezialisiert sind. Hier sind einige der bekanntesten und am meisten genutzten Sozialen Medien:

  • Facebook - mit über 2,9 Milliarden aktiven Usern ist Facebook das größte soziale Netzwerk der Welt. Auf Facebook kann man Profile erstellen, Fotos und Videos teilen und mit anderen Nutzer:innen interagieren. Im Jahr 2018 nutzten rund 32 Millionen Deutsche die Plattform. Schätzungen zufolge sind es im Jahr 2023 31,4 Millionen deutsche Nutzer:innen.
  • YouTube - YouTube ist eine der am meisten genutzten Plattformen für das Teilen und Ansehen von Videos. Es hat mehr als 2 Milliarden aktive Nutzer:innen monatlich. Laut dem Marktforschungsinstitut GfK nutzen rund 47 Millionen Deutsche die Plattform.
  • WhatsApp - bei WhatsApp handelt es sich um einen beliebten Messenger-Dienst, mit dem man Textnachrichten, Sprachnachrichten, Fotos und Videos teilen kann. WhatsApp hat pro Monat über 2 Milliarden aktive Nutzer:innen weltweit. In Deutschland benutzen ca. 60 Millionen Menschen WhatsApp täglich.
  • Instagram - Instagram ist eine populäre Foto- und Video-Sharing-App. Über 1 Milliarde aktive User tummeln sich monatlich auf der Plattform und teilen ihre Fotos, Videos und Reels. In Deutschland verwenden rund 27 Millionen Nutzer:innen die App.
  • TikTok - Eine Video-Sharing-App, auf der man kurze Videos erstellen und teilen kann. TikTok hat weltweit Schätzungen zufolge 1,8 Milliarden aktive User. In Deutschland sind es nach jüngsten Zahlen über 19 Millionen.
  • Twitter - Eine Plattform für kurze Textnachrichten, mit der man Tweets erstellen und teilen kann. Twitter hat monatlich über 330 Millionen aktive Nutzer:innen weltweit, davon 14,1 Millionen in Deutschland.
  • LinkedIn - Eine Plattform für berufliche Kontakte, die es ermöglicht, Profile zu erstellen und Stellenanzeigen zu finden. Das Netzwerk zählt über 850 Millionen Mitglieder. Aktuell gibt es über 19 Millionen LinkedIn-Nutzer:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Diese Chancen bieten soziale Medien

Soziale Medien bieten zahlreiche Möglichkeiten und Vorteile für Privatpersonen, Unternehmen und Organisationen.

Einer der Hauptvorteile von sozialen Medien ist die erleichterte Kommunikation und Vernetzung. Sie ermöglichen es Menschen, sich zu vernetzen und schnell und einfach mit anderen Personen in Kontakt zu treten, unabhängig von ihrem Standort. In Zeiten von Facebook, Instagram und Co. ist es möglich, über Jahre mit alten Freunden in Kontakt zu bleiben oder sogar neue Freundschaften über die Plattform zu knüpfen.

Des Weiteren erleichtern soziale Medien Nutzer:innen, an Informationen zu gelangen und Wissen auszutauschen. Sie können mit bestimmten Organisationen oder Instituten in Kontakt treten und wichtige Informationen oder Empfehlungen erhalten. Expertise und Wissen können geteilt werden, Nutzer:innen können Fragen stellen und Antworten erhalten.

Durch digitale Kommunikationskanäle war es zudem noch nie so einfach, Informationen zu teilen und zu verbreiten. Sowohl Unternehmen, Organisationen als auch Einzelpersonen profitieren von einer erweiterten Reichweite und können ihren Content oder ihre Botschaft an ein breites Publikum bringen.

Ferner haben soziale Medien mittlerweile einen großen und wichtigen Einfluss auf die Meinungsbildung, da sie eine Plattform bieten, auf der Menschen ihre Ansichten und Meinungen teilen und diskutieren können. User können sich über aktuelle Ereignisse und Themen informieren und ihre Meinungen entsprechend bilden.

Soziale Medien können auch dazu beitragen, Kundenbindung aufzubauen, indem sie Unternehmen mit ihren Kund:innen in Kontakt halten und eine Community aufbauen. Schließlich bieten soziale Medien eine effektive Möglichkeit, gezielte Werbung zu schalten und potenzielle Kund:innen anzusprechen, was dazu beitragen kann, dass Unternehmen ihre Marketingziele effektiver erreichen.

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Diese Gefahren bieten soziale Medien

Soziale Medien stehen jedoch trotz ihrer Vorteile stetig in der Kritik. Plattformen wie Instagram und TikTok können süchtig machen, insbesondere bei jungen Menschen. Die ständige Verfügbarkeit von sozialen Medien und das ständige Überprüfen von Benachrichtigungen kann zu einer Abhängigkeit und Verringerung der Aufmerksamkeitsspanne führen.

Laut einer Studie des "Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters" leiden Jugendliche, die viel Zeit auf sozialen Medien verbringen, eher an psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen. Insbesondere das Vergleichen mit anderen Personen und der Druck, ständig perfekte Bilder und Posts zu veröffentlichen, kann negative Auswirkungen haben. Auch die Tatsache, dass in sozialen Medien oft eine Scheinwelt präsentiert wird, kann dazu führen, dass Jugendliche sich unzulänglich oder unattraktiv fühlen. Durch die Nutzung von Filtern oder Bearbeitungstools können Bilder und Inhalte künstlich verbessert oder verfälscht werden, was zu einem ungesunden Körperbild oder unrealistischen Erwartungen führen kann.

Des Weiteren bergen soziale Medien die Gefahr, Opfer von Cybermobbing zu werden. Cybermobbing ist eine Art von Belästigung oder Mobbing, die online stattfindet. Soziale Medien können es Mobbern erleichtern, ihre Opfer zu erreichen und zu belästigen. 16,7 Prozent der Schüler:innen in Deutschland sind von Cybermobbing betroffen, wie eine Studie der Techniker Krankenkasse und des Bündnisses gegen Cybermobbing herausfand. Dies kann zu psychischen Problemen wie Depressionen oder Angstzuständen führen.

Soziale Medien sammeln und speichern oft persönliche Informationen ihrer Nutzer:innen. Wenn diese Informationen in falsche Hände geraten, können sie für kriminelle Zwecke wie Identitätsdiebstahl oder Betrug genutzt werden.

So hilfreich die digitalen Plattformen zur Beschaffung von Informationen sein können, so leicht lassen sich auch Falschinformationen, also "Fake News" verbreiten. Wenn falsche oder irreführende Informationen verbreitet werden, können sie die Meinungsbildung beeinflussen und zu Verwirrung oder Irritation führen.

Ein möglicher Blick in die Zukunft von sozialen Medien

Wie könnte ein möglicher Blick in die Zukunft der Social-Media-Plattformen aussehen? Eine sichere Antwort auf diese Fragen gibt es nicht.

Einige Expert:innen prognostizieren eine zunehmende Personalisierung von Inhalten und Werbung auf sozialen Medien, bei der Technologien der künstlichen Intelligenz eine entscheidende Rolle spielen werden. Auch die Bedeutung von Videoinhalten wird weiter steigen, wobei Plattformen wie TikTok und Instagram in diesem Bereich bereits eine Vorreiterrolle einnehmen.

Gemäß der Bewertung der Branchenexpert:innen haben soziale Netzwerke ein großes Potenzial für den Handel: 65 Prozent der Teilnehmer:innen einer Befragung von "ZweiDigital" sind der Meinung, dass Plattformen wie Instagram, Facebook und TikTok in naher Zukunft einen wichtigen Absatzkanal für den Handel darstellen werden. Online-Shopping über soziale Medienkanäle wird zukünftig immer gängiger werden.

Des Weiteren wird wohl die direkte und persönliche Kommunikation, insbesondere über Messenger-Apps, zunehmen. Unternehmen werden verstärkt auf diese Kanäle setzen, um eine höhere Kundenbindung und ein besseres Kundenerlebnis zu erreichen.

Datenschutz und Sicherheit werden ebenfalls weiterhin von großer Bedeutung sein, da Nutzer:innen immer sensibler gegenüber dem Umgang mit ihren Daten werden. Plattformen und Unternehmen werden daher verstärkt in entsprechende Technologien investieren, um den Schutz der Daten ihrer Nutzer:innen sicherzustellen.

  • Verwendete Quellen:
  • Bayerisches Forschungsinstitut für Digitale Transformation: Soziale Medien
  • Bundeszentrale für politische Bildung: Soziale Medien/ Soziale Netzwerke/ Social Media
  • Statista: Aus Facebook wird Meta: Zahlen und Daten zum kalifornischen Internetgiganten
  • Statista: Statistiken zu YouTube
  • Statista: Anzahl der monatlich aktiven Nutzer von WhatsApp weltweit in ausgewählten Monaten von April 2013 bis Februar 2020
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