Anzeige
Bundeswehr

Pistorius: Taurus-Abhöraktion durch Anwendungsfehler ermöglicht

  • Aktualisiert: 05.03.2024
  • 10:43 Uhr
Boris Pistorius (SPD) gibt ein Pressestatement zum aktuellen Sachstand nach der russischen Veröffentlichung eines Mitschnitts eines Gesprächs von Bundeswehr-Offizieren zum Einsatz von Taurus-Waffen in der Ukraine.
Boris Pistorius (SPD) gibt ein Pressestatement zum aktuellen Sachstand nach der russischen Veröffentlichung eines Mitschnitts eines Gesprächs von Bundeswehr-Offizieren zum Einsatz von Taurus-Waffen in der Ukraine. © Michael Kappeler/dpa

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) schließt einen Hacker-Angriff beim Bundeswehrabhör-Skandal durch Russland aus. Das Verteidigungsministerium macht einen "individuellen Anwendungsfehler" verantwortlich.

Anzeige

Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, sei nach den ersten Untersuchungen ein "individueller Anwendungsfehler" verantwortlich dafür, dass das Gespräch hochrangiger Bundeswehr-Offiziere über das Waffensystem Taurus abgehört werden konnte. Das sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) am Dienstag (5. März) in Berlin.

"Nicht sichere Datenleitung"

Der Fehler gehe auf den Teilnehmer zurück, der von Singapur aus an dem Gespräch teilgenommen habe. Dieser habe sich nach Angaben der dpa über eine "nicht sichere Datenleitung", wie Mobilfunk oder WLAN, eingewählt. Dass ein russischer Spion an dem Gespräch teilgenommen hat, ohne bemerkt worden zu sein, schloss Pistorius aus. "Unsere Kommunikationssysteme wurden nicht kompromittiert", betonte der Verteidigungsminister.

Unsere Kommunikationssysteme wurden nicht kompromittiert.

Boris Pistorius, Verteidungsminister

Im Video: Taurus-Abhörskandal - Ton zwischen Berlin und Moskau wird rauer

Taurus-Abhörskandal: Ton zwischen Berlin und Moskau wird rauer

Anzeige
Anzeige

Keine personellen Konsequenzen

Der Verteidigungsminister sagte, dass disziplinarische Vorermittlungen gegen alle vier Teilnehmer des Gesprächs eingeleitet worden seien. Er betonte aber auch, dass personelle Konsequenzen "derzeit nicht auf der Agenda" stünden. Wenn nicht noch etwas Schlimmeres herauskomme, "werde ich niemanden meiner besten Offiziere Putins Spielen opfern", betonte Pistorius.

Laut Pistorius hat das Gespräch der vier Offiziere vorschriftsgemäß über die Internetplattform Webex stattgefunden. Die Software würde von der Bundeswehr in unterschiedlich geschützten Versionen für solche Gespräche genutzt, schreibt die dpa. Dass es trotzdem abgehört werden konnte, gehe darauf zurück, dass sich der Teilnehmer in Singapur nicht an das sichere Einwahlverfahren gehalten habe.

urn:newsml:dpa.com:20090101:240228-911-013809
News

"Bundeswehr eine Lachnummer"

Aktuelle Umfrage: Mehrheit wünscht sich Wehrpflicht zurück

Angesichts des Ukraine-Kriegs steht die Wiedereinführung der Wehrpflicht im Raum. Eine Mehrheit von Befragten wäre dafür.

  • 04.03.2024
  • 18:21 Uhr

Pistorius betonte weiter, dass die Kommunikationssysteme der Bundeswehr weiterhin laufend überprüft und verbessert werden müssten. "Wir müssen unsere Systeme weiter härten", sagte er. Dies sei ein laufender Prozess. Die "Breite der Angriffe" auf die Kommunikationssysteme nehme massiv zu. Kenntnis von einem weiteren Abhörfall habe er nicht, schreibt die dpa.

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.
Anzeige
Anzeige

Flächendeckend Abhöraktionen in Singapur

In dem südostasiatischen Stadtstaat fand zurzeit des Gesprächs die Singapur Air Show statt, an der viele hochrangige europäische Militärs teilnahmen. "Für russische Geheimdienste nachvollziehbar ein gefundenes Fressen so eine Veranstaltung in diesem Umfeld", sagte Pistorius. In den genutzten Hotels hätten flächendeckend Abhöraktionen stattgefunden. Der Zugriff auf die Webex-Konferenz der Bundeswehr-Offiziere sei ein "Zufallstreffer, im Rahmen einer breit angelegten, gestreuten Vorgehensweise" gewesen.

Im Video: Experte zum Abhörskandal - Form der Kommunikation war riskant

Streitthema Taurus-Marschflugkörper

Am Freitag (1. März) hatte Russland eine mitgeschnittene Schaltkonferenz von vier hohen Offizieren, darunter Luftwaffen-Chef Ingo Gerhartz, veröffentlicht. Darin erörterten diese Einsatzszenarien für den deutschen Marschflugkörper Taurus, falls dieser doch noch an die Ukraine geliefert würde.

Anzeige
Anzeige

In dem Mitschnitt ist aber auch zu hören, dass es auf politischer Ebene kein grünes Licht für die Lieferung der von Kiew geforderten Marschflugkörper gibt. Kanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sein Nein damit begründet, dass Deutschland dann in den Krieg hineingezogen werden könnte. Am Montag bekräftigte er seine Position und sagte: "Ich bin der Kanzler, und deshalb gilt das."

Taurus hat eine Reichweite von 500 Kilometern und kann damit von der Ukraine aus auch Ziele in Moskau treffen.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
Mehr News und Videos
Tafeln in Deutschland kommen ans Limit

Tafeln in Deutschland kommen ans Limit

  • Video
  • 01:38 Min
  • Ab 12