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Bereit für Umstieg?

Schrittweise Stilllegung des Gasnetzes: Deutsche Stadt macht Ernst

  • Veröffentlicht: 09.04.2024
  • 14:48 Uhr
  • Kira Born
Aus für Gasheizungen? In der Stadt Augsburg könnte das schneller als gedacht Realität werden.
Aus für Gasheizungen? In der Stadt Augsburg könnte das schneller als gedacht Realität werden.© Christin Klose/dpa-tmn

Fast die Hälfte der Bundesbürger heizt noch mit Gas als Energieträger. Doch mit der fossilen Heizungsart soll in einer deutschen Stadt möglichst bald Schluss sein.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Heizungsgesetz sieht vor, dass ab 2045 Gebäude nur noch klimaneutral mit Erneuerbaren Energien beheizt werden sollen.

  • Die Stadt Augsburg will einen früheren Gas-Ausstieg schaffen und plant den schrittweisen Rückbau ihres Gasnetzes.

  • Laut den Stadtwerken setzt Augsburg beim Heizen in Zukunft auf Fernwärme.

Die Bundesregierung plant Deutschland bis 2045 in die Klimaneutralität zu führen. Um Treibhausgas-Emissionen zu minimieren, soll auch das Heizen klimafreundlich werden. Das umstrittene Heizungsgesetz von Wirtschaftsminister Robert Habeck sieht vor, dass bis Mitte 2028 65 Prozent der deutschen Heizungen mit erneuerbaren Energien betrieben werden sollen. Ziel ist es, dass fossile Brennstoffe als Energieträger schrittweise aus dem Heizungsnetz verschwinden.

Für Kund:innen mit Gas-Heizungen sind das schlechte Nachrichten. Besonders hart greift jetzt  Augsburg durch: Die bayerische Stadt plant, zugunsten der Fernwärme, ihr Gasnetz rückzubauen. 200 möglicherweise betroffene Betriebe und Hausverwaltungen wurden schon über das potenzielle Abdrehen des Gas-Hahns informiert, berichtet die "Augsburger Allgemeine" am Dienstag (9. April).

Im Video: Heizungsgesetz: Förderanträge für Heizungstausch können ab sofort möglich

Dreht die Stadt Augsburg den Gas-Hahn zu?

Großkunden wie Hausverwaltung und Firmen wurde von den Augsburger Stadtwerken bereits über das mögliche Ende der des Heizens mit Gas informiert: In den nächsten zehn Jahren könnte in Augsburg die Gasversorgung eingestellt werden. Dies berichtete das "Handelsblatt". Damit schreitet die Stadt in Sachen klimafreundliches Heizen voran.

Auf der Website der Stadt Augsburg heißt es, dass wegen immer wärmer werdender Winter eine geringere Wärmemenge benötigt wird und der "schrittweise Rückbau des Gasnetzes" in Kombination mit "Konzepten zur Umstellung auf Fernwärme, regenerative Nahwärmeangebote und individuelle Gebäudelösungen" geplant ist.

80 Prozent der Kunden nehmen die Ankündigung gut auf.

Vertriebsleiter der Stadtwerke Augsburg Ulrich Längle, 2024

"80 Prozent der Kunden nehmen die Ankündigung gut auf", sagt Ulrich Längle, Vertriebsleiter der Stadtwerke Augsburg. Trotz der mehrheitlich positiven Reaktion der Betroffenen gibt es auch Gegenstimmen. "20 Prozent haben erst kürzlich in eine neue Gasheizung investiert und lassen sich nicht so leicht überzeugen, in zehn Jahren zu wechseln“, sagte Längle dem "Handelsblatt" am 28. März.

Die geplante Fernwärme-Offensive der Stadt erreicht jedoch nicht alle Einwohner:innen: "Wir werden in Augsburg über Wärmenetze bis 2040 etwa 70 Prozent der Bevölkerung erreichen", sagte Längle. Für den Rest müssten andere Möglichkeiten her, wie beispielsweise Wärmepumpen. Reichlich Konfliktpotential bleibt also auch in Augsburg erhalten.

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Was bedeutet die Wärmewende für Endverbraucher:innen?

Laut des Wirtschaftsministeriums muss überprüft werden: "In welchem Umfang diese Gasverteilernetze nach dem Jahr 2045 noch benötigt werden". Einfluss darauf hat auch, inwieweit Wasserstoff in Zukunft eingesetzt werden kann, gab das Ministerium in einem Papier an. Für Bürger:innen bedeutet die Durchsetzung der Wärmewende mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) laut der Bundesregierung:

  • Ab dem 01.01.2024 dürfen in Neubauten nur Heizungen eingebaut werden, die zu 65 Prozent aus Erneuerbaren Energien gespeist werden.
  • Für Neubauten mit Baulücken und für bestehende Häuser gibt es Übergangsfristen.
  • Kommunen müssen bis 2028 und Großstädte bis 2026 Pläne vorstellen, wo in den kommenden Jahren Wärme- und klimaneutrale Gasnetze ausgebaut werden sollen.
  • Für den Heizungsumstieg gibt es auch Fördergelder der Bundesregierung.
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Wie lange und wo man in Deutschland noch mit Gas heizen kann, ist noch offen. Ein Sprecher des Konzerns Eon sagte dem "Handelsblatt": "Wir prüfen, wie viele andere Netzbetreiber auch, systematisch, welche Teile der Leitungsinfrastruktur in Zukunft nicht mehr benötigt werden." Laut eigenen Angaben von Eon versorgt der Anbieter mehr als 14 Millionen Haushalte deutschlandweit mit Strom, Erdgas und anderen Dienstleistungen.

  • Verwendete Quellen:
  • Stadt Augsburg: "Ziele und Maßnahmen"
  • "Handelsblatt": "Darum wird jetzt die Stilllegung der Gasnetze vorbereitet"
  • Bundesregierung: "Energie und Klimaschutz: Für mehr klimafreundliche Heizungen"
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