Seit 18 Jahren verschwunden
Vermisstenfall Maddie McCann: Was seit ihrem Verschwinden passiert ist
- Aktualisiert: 05.06.2025
- 16:05 Uhr
- Anne Funk
Es ist der wohl bekannteste Vermisstenfall der letzten Jahrzehnte: Die damals dreijährige Maddie verschwand 2007 aus einer Ferienanlage in Portugal. Seitdem sorgt der Fall immer wieder für Wirbel. Ein Rückblick.
Eine junge Frau aus Polen behauptete Anfang 2023, die vermisste Madeleine McCann zu sein. Sie richtete einen Instagram-Account mit dem Namen "iammadeleinemccann" ein, postete zahlreiche Bildervergleiche, die beweisen sollten, dass sie das verschwundene Mädchen sei und nahm sich sogar ein Medium als Unterstützung. Doch worum geht es eigentlich genau in dem Vermisstenfall? Was passierte im Mai 2007? Ein Rückblick.
Maddie verschwindet im Portugal-Urlaub
Es war der 3. Mai 2007. Die Familie McCann, Mutter Kate, Vater Gerry, die fast vierjährige Tochter Madeleine, genannt Maddie, und ihre Geschwister, ein zweijähriges Zwillingspaar, machen Urlaub im portugiesischen Praia da Luz. Am Abend gehen die Erwachsenen mit mitreisenden befreundeten Paaren in einem nahegelegenen Restaurant essen. Die Kinder, auch die der anderen Paare, bleiben schlafend in den Ferienappartements zurück. Die Erwachsenen hätten einen Blick auf die Eingangstür ihrer Ferienwohnung gehabt, berichtete der "Spiegel" damals, kurz nach dem Verschwinden des Mädchens. Außerdem hätte man sich abgewechselt, alle 30 Minuten nach den schlafenden Kindern zu schauen.
Gegen 22 Uhr fand Kate McCann nur noch die Zwillinge vor, Maddie war verschwunden. Das hintere Fenster der Wohnung habe offen gestanden, so die Angabe der Mutter, die umgehend die Behörden verständigte.
Die Suche nach Maddie beginnt
Die portugiesische Polizei habe mit der Suche begonnen, zunächst ermittelte man in einem Vermisstenfall, doch bald ging man von Entführung aus, wie der britische "Guardian" am 5. Mai 2007 berichtete. Hunderte Beamte, Feuerwehrleute und Freiwillige suchten nach Maddie und gingen jedem kleinen Detail und Hinweis nach. Immer wieder gibt es Berichte von vermeintlichen Zeugen, die verdächtige Vorgänge beobachtet haben wollten.
So seien mehrere Personen verdächtigt worden, die Kleine verschleppt zu haben, berichteten portugiesische Zeitungen kurz nach Beginn der Ermittlungen. Die Polizei sei zunächst überzeugt gewesen, dass Maddie von den drei Verdächtigen entführt worden sei, im Auftrag eines internationalen Phädophilen- und Adoptionsrings.
Doch auch gegen die Eltern des Kindes wurden Vorwürfe laut. So berichtete ein Angestellter des Restaurants, in dem sie am Abend des Verschwindens gegessen hatten, die Erwachsenen hätten gar nicht alle 30 Minuten nach den Kindern geschaut. Zu diesem Zeitpunkt schlossen die Ermittler allerdings aus, dass die Eltern etwas mit dem Verschwinden zu tun haben könnten.
Vermisstenfall wird zum Medienereignis
Seit Madeleine vermisst wurde, traten Kate und Gerry McCann immer wieder vor die Kameras, der Fall wurde ein mediales Großereignis, Fotos der Kleinen gehen um die Welt. Auch Prominente unterstützten die Suche nach dem Kind. So auch Fußballstar David Beckham, der im Fernsehen dazu aufrief, Hinweise zum Aufenthaltsort umgehend den lokalen Behörden zu melden.
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Haben die Eltern etwas mit dem Verschwinden zu tun?
Im August 2007 geraten erstmals Maddies Eltern selbst ins Visier der Ermittler: Leichenspürhunde hätten Spuren im Ferienappartement gefunden, die darauf hinwiesen, dass das Kind dort gestorben sein könnte. In einem Leihwagen, den Kate McCann angemietet hatte, seien später Blutspuren gefunden worden. Eine Vermutung war, dass Maddie durch einen Unfall ums Leben gekommen sei und ihre Eltern nun ihren Tod verschleiern wollten.
Doch auch diese Indizien führen ins Nichts. Britische Medien gaben den Eltern eine Mitschuld am Verschwinden des Kindes, entschuldigten sich aber später dafür bei ihnen und mussten hohe Summen als Entschädigung zahlen. Im Juli 2008 wurden die Ermittlungen der Polizei zunächst eingestellt, für ein Verbrechen habe es keine Beweise gegeben.
Erneute Ermittlungen beginnen
Kate und Gerry McCann lassen aber nicht locker: 2009 beauftragen sie mit der finanziellen Unterstützung eines Geschäftsmannes einen ehemaligen Fahnder von Scotland Yard mit der Suche. Im selben Jahr flehen sie in der Talkshow von Oprah Winfrey den möglichen Entführer an, das Kind freizulassen. 2010 fordern sie Einsicht in die portugiesischen Ermittlungsakten.
2011 dann neue Hoffnung für die McCanns: Der damalige Premierminister Großbritanniens, David Cameron, beantragte die Wiederaufnahme des Falls. 2013 erklärte die britische Polizei, dass es neue Erkenntnisse gebe. Im Fernsehen werden Phantombilder von zwei Männern gezeigt, die offenbar Deutsch gesprochen haben, bisher aber in der Ermittlungen keine Rolle gespielt hatten, berichtete "T-Online". Doch auch diese Spuren führen nicht weiter, 2017 gibt die britische Polizei auf.
Spur führt nach Deutschland
Im Juni 2020 kommt dann wieder Schwung in die Ermittlung: "Im Zusammenhang mit dem Verschwinden des damals dreijährigen britischen Mädchens Madeleine Beth McCann am 03.05.2007 aus einer Appartementanlage in Praia da Luz in Portugal ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen einen 43-jährigen deutschen Staatsangehörigen wegen des Verdachts des Mordes", so eine Mitteilung des Bundeskriminalamtes.
Der beschuldigte Christian B. habe zwischen 1995 und 2007 regelmäßig an der Algarve gewohnt, auch in der Nähe von dem Ort, wo Maddie verschwand. Er habe seinen Lebensunterhalt wohl "durch die Begehung von Straftaten, darunter Einbruchdiebstähle in Hotelanlagen und Ferienwohnungen sowie Drogenhandel" bestritten. Der Mann sei "mehrfach vorbestrafter Sexualstraftäter" und unter anderem "wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt worden".
Derzeit sitzt Christian B. eine Haftstrafe wegen der Vergewaltigung einer damals 72 Jahre alten US-Amerikanerin im Jahr 2005 im portugiesischen Praia da Luz ab - dem Ort, in dem Maddie verschwand.
Im Oktober 2024 wurde er in einem weiteren Prozess am Landgericht Braunschweig freigesprochen, bei dem ihm drei Vergewaltigungen und zwei Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch vorgeworfen worden waren. Diese Taten soll er zwischen 2000 und 2017 in Portugal begangen haben. Nach aktuellem Stand könnte er Anfang 2026 freikommen.
Im Fall Maddie gibt es jedoch keine Anklage gegen Christian B. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Neue Suche in Portugal
Am 2. Juni 2025 war überraschend bekanntgeworden, dass in Portugal eine neue Suchaktion starten würde. Deutsche und portugiesische Beamte wollten gemeinsam unweit des Algarve-Badeortes Praia da Luz nach Hinweisen zum Schicksal von Maddie suchen. Weshalb deutsche Behörden diese Suchaktion gestartet hatten, blieb vorerst unklar.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa