Wenig Vertrauen in Spitzen-Politik
Wer taugt zum Kanzler? Top-Politiker laut Umfrage kaum geeignet
- Veröffentlicht: 19.08.2023
- 13:22 Uhr
- Alicia Müller
Wer sollte ins Kanzleramt einziehen? Wenn es nach einer neuen Umfrage geht, gibt es nur wenige Kandidaten, die sich dafür eignen. Ein Spitzen-Politiker hängt den amtierenden Bundeskanzler in einer aktuellen Yougov-Umfrage ab.
Das Wichtigste in Kürze
Die deutschen Bürger:innen blicken eher unzufrieden in die Spitzenpolitik. Auch in Fragen der Kanzlerschaft, lassen sich wenig geeignete Kandidaten finden, laut einer neuen Umfrage.
2.387 Wahlberechtigten über 18 Jahren wurden zur Eignung von Politikern für das Kanzleramt befragt. Die Ergebnisse sind für die Volksvertreter ernüchternd.
Ein Politiker sticht dennoch hervor.
Die führenden Köpfe der Bundestags-Parteien sind einer Yougov-Umfrage zufolge kaum tauglich fürs Kanzleramt, darunter der amtierende Regierungschef Olaf Scholz (SPD). Nur 29 Prozent von knapp 2.400 Teilnehmer:innen nannten Scholz geeignet, 58 Prozent ungeeignet. Die Werte ermittelte das Institut im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. Fast alle anderen abgefragten Spitzenpolitiker lagen noch schlechter, mit Ausnahme von CSU-Chef Markus Söder: Ihn nannten 36 Prozent geeignet, 48 Prozent ungeeignet.
Zuletzt hatten mehrere andere Umfragen großes Misstrauen der Wähler in das Funktionieren der Demokratie und des Staats gezeigt. Nun legte Yougov 2.387 Wahlberechtigten über 18 Jahren eine Liste von neun bekannten Politikerinnen und Politiker der im Bundestag vertretenen Parteien SPD, CDU/CSU, Grüne, FDP, AfD und Linke vor und fragte, ob diese geeignet oder ungeeignet für das Kanzleramt seien.
Söder hängt nicht nur Merz laut Umfrage ab
Deutlich fällt der Vergleich der möglichen Unions-Kanzlerkandidaten aus: Söder, derzeit Ministerpräsident von Bayern, liegt nicht nur an der Spitze aller neun abgefragten Top-Politiker, sondern auch klar vor CDU-Chef Friedrich Merz. Diesen benannten 25 Prozent der Befragten als geeignet und 56 Prozent als ungeeignet. Selbst bei den befragten Anhängern von CDU/CSU sahen weniger als die Hälfte Merz als geeignet an, nämlich 46 Prozent. Söder erreichte im eigenen Lager 60 Prozent.
Die übrigen Werte: Unter allen Befragten nannten die Grünen-Politikerin und Außenministerin Annalena Baerbock 26 Prozent geeignet und 60 Prozent ungeeignet. Bei Wirtschaftsminister Robert Habeck (ebenfalls Grüne) sagten 23 Prozent geeignet und 63 Prozent ungeeignet. Finanzminister Christian Lindner (FDP) finden 22 Prozent geeignet fürs Kanzleramt, 60 Prozent ungeeignet.
Alice Weidel und Christian Lindner teilen sich die Zustimmungswerte
Ebenfalls 22 Prozent der Befragten fänden die AfD-Vorsitzende Alice Weidel geeignet als Kanzlerin, 64 Prozent halten sie für ungeeignet. Bei AfD-Co-Chef Tino Chrupalla ist das Verhältnis 17 zu 65 Prozent. Vor ihnen liegt die Linken-Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht, die 24 Prozent aller Befragten für geeignet und 58 Prozent für ungeeignet halten.
Unter den Anhänger:innen der jeweils eigenen Partei haben alle abgefragten Personen viel mehr Rückhalt, allerdings auch unterschiedlich ausgeprägt. So finden 56 Prozent der Befragten, die 2021 SPD gewählt haben, den amtierenden Kanzler Scholz geeignet für das Amt. Baerbock finden 62 Prozent der Grünen-Anhänger geeignet, bei Habeck sind es im eigenen Lager 60 Prozent. FDP-Chef Lindner finden 50 Prozent der Wählerinnen und Wähler der Liberalen geeignet.
Topwerte innerhalb der AfD erziehlen Weidel und Chrupalla
Topwerte in der eigenen Partei erreichen Weidel (geeignet: 83 Prozent) und Chrupalla (66 Prozent). Wagenknecht kommt unter den befragten Anhängern der AfD (geeignet: 51 Prozent) auf höhere Werte als bei Anhängern der Linken (49 Prozent). Allerdings weist Yougov darauf hin, dass die Gruppe der befragten Linken-Anhänger sehr klein ist und dieser Einzelwert deshalb nur bedingt aussagekräftig.
Offiziell hat noch keine Partei einen Kanzlerkandidaten für die nächste Bundestagswahl benannt, die regulär 2025 stattfindet. Bei der Linken wurde nach Wagenknecht gefragt, weil sie weit bekannter ist als die beiden Bundesvorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan. Allerdings erwägt Wagenknecht die Gründung einer eigenen Partei und hat erklärt, dass sie nicht mehr für die Linke kandidieren will.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa