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Kriegsgefahr

Warum Taiwan für die Weltwirtschaft so wichtig ist

  • Aktualisiert: 13.04.2023
  • 19:27 Uhr
  • Stefan Kendzia
Chinas Antwort auf den Besuch der taiwanesischen Präsidentin in den USA: Ein mehrtägiges Militärmanöver in der Taiwanstraße.
Chinas Antwort auf den Besuch der taiwanesischen Präsidentin in den USA: Ein mehrtägiges Militärmanöver in der Taiwanstraße.© Uncredited/Taiwan Presidential Office/AP/dpa

Täglich neue Nachrichten zu den wachsenden Spannungen zwischen China und Taiwan. Besonders nach dem Besuch der taiwanesischen Präsidentin Tsai Ing-wen in den USA hat China sofort reagiert - mit einem Militärmanöver in der Taiwanstraße. Sollte es tatsächlich zu einem Konflikt kommen, wäre dies kein asiatisches Problem. Sondern ein europäisches und US-amerikanisches Problem - auch aufgrund der wirtschaftlichen Abhängigkeit von Taiwan.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Spannungen zwischen China und Taiwan wachsen immer mehr.

  • Ein Konflikt zwischen China und Taiwan würde direkten Einfluss auf die USA und die EU haben.

  • Ein Handelsstopp mit China aufgrund einer Annexion Tainwans hätte katastrophale weltwirtschaftliche Folgen.

So klein. Und trotzdem so wichtig: Taiwan. Das überschaubare Land bestimmt den Mikrochips-Weltmarkt. Und die stecken in fast allem, das verwendet wird - von Computern über Smartphones bis hin zu elektrischen Zahnbürsten und Waffen. US-Außenminister Blinken spricht davon, dass Taiwan mindestens 70 Prozent des Marktes abdeckt, so der "Spiegel". Was also würde geschehen, sollte sich China Taiwan einverleiben?

Im Video: Spannungen zwischen China und Taiwan - Xi Jinping verstärkt militärische Übungen

Mikrochips sind "Schutzschild" für Taiwan

Ganz so düster, wie es von manchen prognostiziert wird - sollte China Taiwan überfallen - sehen es einige Expert:innen nicht: Viele meinen, dass die Mikrochip-Produktion für Taiwan ein "Schutzschild" sei, so der "Spiegel". Denn sowohl der Westen als auch China seien auf die Produkte aus Taiwan angewiesen. "Wenn Länder voneinander abhängig sind, sind die Kosten eines Krieges sehr hoch", sagt Alexander Sandkamp vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW). "Das ist eigentlich eine gute Versicherung, um einen Konflikt zu vermeiden – aber wie wir bei Russlands Überfall auf die Ukraine gesehen haben, ist es keine Garantie."

Können wir uns einen Handelsstopp mit Taiwan überhaupt leisten, wenn wir unseren Wohlstand aufrechterhalten wollen?

Alexander Sandkamp, IfW

Käme es nun zum Äußersten und China würde sich Taiwan einverleiben, würde der globale Chipmarkt wohl zusammenbrechen, was allein kurzfristig katastrophal für die Weltwirtschaft wäre. Denkt man nun weiter, dann stellt sich die Frage: Will man sich dann noch mehr von China abhängig machen und weiter Handel betreiben? Ökonom Sandkamp sieht hier keinen Entscheidungsspielraum und stellt eine ganz andere Frage: "Können wir uns einen Handelsstopp mit Taiwan überhaupt leisten, wenn wir unseren Wohlstand aufrechterhalten wollen?" Zu Bedenken gibt eine Studie von Sandkamp und Kolleg:innen, dass China und Taiwan bei insgesamt 221 Produkten den deutschen Import dominieren.

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Abhängigkeiten minimieren

Generell ist es gut, sich aus Abhängigkeiten zu befreien. Sowohl die USA als auch die EU arbeiten aktuell schon daran und wollen die Chipherstellung nicht mehr allein Ländern überlassen, die potenziell von Konflikten bedroht sind oder von Ländern, die potenziell Aggressor sein können. 43 Milliarden Euro sollen daher von der EU mobilisiert werden, um in eine eigene Chip-Industrie zu investieren. Allerdings wird dies drei, vier Jahre dauern, bis solche Werke mit der Produktion starten können.

Handelsstopp mit China wäre Katastrophe

Denkt man bei einen Überfall Chinas auf Taiwan über einen Handelsstopp mit dem Reich der Mitte nach, so würden die Auswirkungen unvergleichlich gravierender sein als einer mit Taiwan. Denn die wirtschaftlichen Beziehungen zu China beinhalten weit mehr als Mikrochips: Viele chinesische Rohstoffe werden in der EU dringend gebraucht und wären kaum ersetzbar. Allein seltene Erden für Windräder oder Photovoltaik-Zellen - 75 Prozent davon kommen aus der Volksrepublik. "Wir bekommen massive Probleme bei der Energiewende, wenn wir nichts mehr aus China importieren", sagt Sandkamp. Kurz: ein Handelsstopp mit China wäre eine Katastrophe.

Die Weltwitschaft würde aber unter einem weiteren Problem leiden: Die Transporte über die Seewege wären massiv betroffen. Laut US-Außenminister Blinken gehen jeden Tag rund 50 Prozent der weltweiten Handelsschifffahrt durch die Straße von Taiwan. Ein Krieg würde diese Handelsroute mindestens stören, wenn nicht sogar zeitweise zum Erliegen bringen. Und das wären tatsächlich nicht einschätzbare Folgen für die globalen Lieferketten und damit für die Weltwirtschaft.

  • Verwendete Quellen:
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