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Recherchen decken auf

Deutschland wird immer mehr zum Drehkreuz für den Handel mit Captagon

  • Aktualisiert: 10.10.2024
  • 17:58 Uhr
  • Babette Büchner
Die synthetische Droge Captagon wird vor allem im arabischen Raum verkauft.
Die synthetische Droge Captagon wird vor allem im arabischen Raum verkauft.© Reuters

Verkauft wird die synthetische Droge Captagon bei uns kaum. Eine Recherche mehrerer Medien zeigt nun aber: Deutschland wird immer mehr zum Drehkreuz für den Handel.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Nicht nur der Handel mit der Droge Captagon könnte sich nach Recherchen mehrerer Medien in Deutschland weiter ausbreiten. Auch die Produktion wird ins Land verlagert.

  • Das Bundeskriminalamt geht davon aus, dass nur zehn Prozent des Captagon-Handels entdeckt werden.

  • In den 60er Jahren war Captagon unter anderem als ADHS-Medikament eingesetzt worden.

Sie macht hochgradig abhängig und kann Depressionen, Halluzinationen und Angstzustände auslösen: Die Droge Captagon ist weiter auf dem Vormarsch. Der arabische Raum wird seit Jahren von dem günstigen Aufputschmittel überschwemmt. In Deutschland breitet sich unterdessen der Handel aus. Das geht aus einer gemeinsamen Recherche der ARD, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und der Mediengruppe Bayern hervor. Demnach wird Deutschland immer mehr zu einem Drehkreuz für international tätige Schmuggler - nicht nur als Transitland, sondern auch als Produktionsstandort.

BKA geht von großem Dunkelfeld aus

Für die Recherche wurden zwei Jahre lang Ermittlungsmaterialien ausgewertet und mit Behörden und Dutzenden deutschen, europäischen, amerikanischen und arabischen Sicherheitsexperten gesprochen. Dies habe gezeigt: Der Handel und die Produktion von Captagon könnte in den kommenden Jahren ein ernsthaftes Problem für Deutschland und Europa werden. Das Bundeskriminalamt (BKA) geht von einem großen Dunkelfeld aus. Nur etwa zehn Prozent des Handels mit der Droge kommen demnach ans Licht. Dabei wurden von Zoll und Polizei bereits rund 1,2 Tonnen Captagon sichergestellt.

Doch nicht nur der Handel floriert in Deutschland. Immer mehr Tabletten werden auch hier produziert. Eine große Captagon-Produktion wurde bereits im vergangenen Jahr in Regensburg ausgehoben. Das Drogenlabor war in einer Autowerkstatt vom Rauschgift-Einsatzkommando des Landeskriminalamtes Bayern entdeckt worden. Laut dem Rechercheteam gibt es nun weitere Anzeichen, dass sich die Produktion der Droge immer mehr nach Deutschland und Europa verlagern könnte. Ihnen ist es gelungen, mit einem Captagon-Schmuggler in Deutschland zu sprechen.

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Nach seinen Informationen soll nur noch das Pulver aus Syrien oder dem Libanon nach Europa kommen, die Tabletten aber hier hergestellt werden und in den Handel kommen. Expert:innen rechnen demnach sogar damit, dass auch das Pulver schon aus Laboren in den Niederlanden kommt. So könnten sich die Kartelle nach ihrer Einschätzung unabhängiger von Regierungssystemen wie dem des syrischen Assad-Clans machen. Bis zu 50 Milliarden Dollar verdiene das Assad-Regime jährlich an dem Handel. Auch die libanesische Hisbollah mischt im Captagon-Geschäft mit.

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Ursprünglich ein ADHS-Medikament

In den 60er Jahren war Captagon von einem deutschen Pharmaunternehmen hergestellt worden und wurde als Stimulans des zentralen Nervensystems unter anderem zur medikamentösen Behandlung des Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms (ADHS) eingesetzt. Es hat den Wirkstoff Fenetyllin, der wie auch zum Beispiel Amphetamin und Methamphetamin zur Gruppe der Weckamine gehört. Wegen schwerer Nebenwirkungen wurde es bereits in den 1980er-Jahren vom Markt genommen. Seitdem werden Tabletten mit dem charakteristischen Captagon-Logo nur noch illegal mit dem Betäubungsmittel Amphetamin als Hauptwirkstoff produziert und vertrieben.

:newstime
  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
  • project-contra.org: Bericht zu Captagon-Handel in Europa
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