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Söldner-Chef tot

Flugzeugabsturz: Russische Behörden bestätigen Tod von Wagner-Chef Prigoschin  

  • Aktualisiert: 27.08.2023
  • 13:49 Uhr
  • Joachim Vonderthann

Vor genau zwei Monaten zettelte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin einen Aufstand gegen Kremlchef Putin an. Das könnte er jetzt mit seinem Leben bezahlt haben. Die Causa Prigoschin im Live-Ticker.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin stand auf der Passagier-Liste eines über Russland abgestürzten Flugzeuges. 

  • Am Sonntagnachmittag bestätigten die russischen Behörden den Tod des Söldner-Chefs.

  • Prigoschin war bei Kremlchef Vladimir Putin in Ungnade gefallen, weil er vor gut zwei Monaten mit seiner Privatarmee einen Marsch auf Moskau angezettelt hatte.

+++ 27. August, 13:33 Uhr: Vier Tage nach einem rätselhaften Flugzeugabsturz haben russische Behörden nun offiziell den Tod des Chefs der Söldnertruppe Wagner bestätigt. Das meldete die Agentur Tass am Sonntag unter Berufung auf das Staatliche Ermittlungskomitee. Nach Identifizierung aller zehn Opfer eines Flugzeugabsturzes stehe fest, dass Prigoschin dazu gehöre.

"Im Rahmen der Aufklärung des Flugzeugabsturzes im Gebiet Twer wurde eine molekular-genetisch Expertise durchgeführt", teilte das Ermittlungskomitee demnach mit. "Ihren Ergebnissen zufolge wurde die Identität aller zehn Toten festgestellt. Sie entspricht der veröffentlichten Passagierliste."

Nach dem Absturz der Maschine beruhte die Nachricht vom Tod Prigoschins vor allem darauf, dass sein Name auf dieser Liste der Fluggesellschaft stand. Auch der militärische Anführer der Söldnertruppe, der Ex-Geheimdienstoffizier Dmitri Utkin, und andere Führungsfiguren von Wagner kamen ums Leben.

Die Ursache des Absturzes ist offiziell nicht geklärt. Allerdings gehen weite Teile der russischen Öffentlichkeit wie auch westliche Regierungen davon aus, dass der Privatjet gezielt zum Absturz gebracht wurde. Prigoschin (62) hatte zwei Monate zuvor im Juni eine Meuterei gegen die russische Militär- und Staatsführung angezettelt. Präsident Wladimir Putin nannte ihn damals einen Verräter.

Der Söldnerführer Jewgeni Prigoschin starb nach offiziellen Angaben russischer Behörden bei einem Flugzeugabsturz über russischem Gebiet. Zuvor war der ehemalige Koch Wladimir Putins beim Kremlchef höchstpersönlich in Ungnade gefallen.
Der Söldnerführer Jewgeni Prigoschin starb nach offiziellen Angaben russischer Behörden bei einem Flugzeugabsturz über russischem Gebiet. Zuvor war der ehemalige Koch Wladimir Putins beim Kremlchef höchstpersönlich in Ungnade gefallen.© Dmitri Lovetsky/AP/dpa

+++ 24. August, 21:30 Uhr: Nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin den Tod des Söldner-Chefs indirekt bestätigt hat, meldet sich nun auch ein Sprecher der US-Regierung zu Wort.

Laut der ersten US-Einschätzung, die auf verschiedenen Faktoren beruhe, sei es sehr wahrscheinlich, dass Prigoschin bei dem Flugzeugabsturz vom Mittwoch (23. August) ums Leben gekommen sei. Das bestätigte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, am Donnerstag.

Den USA lägen keine Informationen vor, dass das Flugzeug durch eine Boden-Luft-Rakete abgeschossen worden sei, sagte Ryder. Entsprechende Berichte seien nach US-Einschätzung nicht korrekt. Weitere Angaben zur möglichen Ursache für den Flugzeugabsturz könne er jedoch nicht liefern.

Die "New York Times" und andere US-Medien berichteten am Donnerstag unter Berufung auf US-Geheimdienstkreise, vermutlich habe eine Explosion an Bord des Flugzeuges den Absturz ausgelöst. Eine endgültige Schlussfolgerung sei noch nicht gezogen, aber eine Explosion sei derzeit die führende Theorie für die Absturzursache, schrieb die "New York Times".

Putin kondoliert bereits Prigoschins Familie

+++ 24. August, 18:38 Uhr: Einen Tag nach dem verheerenden Flugzeugabsturz mit Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin verdichten sich die Hinweise zum Tod des Söldner-Anführers. In einem im russischen Staatsfernsehen veröffentlichten Video kondolierte Präsident Wladminir Putin bereits der Familie Prigoschins zu dessen Tod. Laut der Nachrichtenagentur REUTERS nannte Putin den verunglückten Söldner-Chef einen "talentierten Geschäftsmann", der jedoch in seinem Leben schwere Fehler begangen habe. Er habe ein kompliziertes Schicksal gehabt und dennoch immer danach getrachtet,  die notwendigen Resultate für sich und sein Land zu erreichen. Man müsse nun abwarten, was die Ermittlungen ergäben Dies könne dauern, so Putin. Wagner habe einen wichtigen Beitrag in den Kämpfen in der Ukraine geleistet, der nicht vergessen werde, so auch die dpa am Donnerstag (24. August).

Ein Privatjet Prigoschins war am Mittwochnachmittag auf dem Weg von Moskau nach Sankt Petersburg abgestürzt. Auf der Passagierliste standen insgesamt zehn Personen, darunter auch Prigoschins Name. Laut Angaben russischer Behörden wurden alle zehn Insassen getötet. Bis zu Putins Statement hatte es jedoch noch keine offizielle Aussage dazu gegeben, ob sich Prigoschin auch tatsächlich an Bord der Maschine befunden hatte. Zur Absturzursache ist noch nichts bekannt.

Prigoschin und seine Bewaffneten hatten vor zwei Monaten kurzzeitig gegen die russische Führung gemeutert.

+++ 24. August, 15:48 Uhr: Ein Tag, nachdem Jewgeni Prigoschin mutmaßlich bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist, mehren sich Spekulationen zur Ursache des Unglücks. Der russische Telegram-Kanal Shot berichtet mit Berufung auf Ermittlerkreise, dass eine Bombe im Bereich des Fahrgestells den Absturz ausgelöst haben soll. Zuvor hatte der Kanal Grey Zone vermeldet, der Privatjet sei von der russischen Luftabwehr abgeschossen worden. 

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Zweite Maschine gesichtet: Starb Prigoschin wirklich bei dem Flugzeugabsturz?

+++ 24. August, 13:28 Uhr: Nach dem Absturz eines Privatjets, auf dessen Passagierliste Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin stand, fragen sich vor allem seine Anhänger, ob er wirklich an Bord der Maschine gewesen ist. So soll es ein zweites Flugzeug gegeben haben, ganz in der Nähe des abgestürzten Fliegers. Das berichtet unter anderem die "Bild" und bezieht sich auf Daten des Flug-Trackers "Flightradar24".

Demnach sei der abgestürzte Flieger vom Typ Embraer Legacy 600, Kennzeichen RA-02795, die zweite Maschine sei eine Embraer ERJ-135BJ Legacy 650 mit der Nummer RA-02748 gewesen. Auf dem Wagner-nahen Telegram-Kanal Grey Zone wurde bereits am Mittwochabend die Frage aufgeworfen, in welcher Maschine Prigoschin sich wohl tatsächlich befunden hätte. Darüber würden derzeit keine Daten vorliegen. Die zweite Maschine war nach dem Absturz der ersten nach Moskau umgekehrt und dort sicher gelandet.

Für die Theorie, dass Prigoschin in der zweiten Maschine saß, spräche, dass er als gefährdete Person bereits öfter falsche Fährten über seinen Verbleib gelegt habe, so die "Bild". Obendrein würde er Beobachtern zufolge niemals zusammen mit Dmitri Utkin - der Nummer Zwei der Söldnertruppe-Wagner - in einem Flugzeug reisen. Utkin soll zusammen mit Prigoschin bei dem Absturz umgekommen sein. Wer tatsächlich an Bord der Unglücksmaschine war, soll nun durch die noch ausstehende Obduktion der Leichen geklärt werden.

Vor dem örtlichen Büro der Wagner-Söldnergruppe in Nowosibirsk wird den vermutlich verstorbenen Jewgeni Prigoschin und Dimitri Utkin gedacht.
Vor dem örtlichen Büro der Wagner-Söldnergruppe in Nowosibirsk wird den vermutlich verstorbenen Jewgeni Prigoschin und Dimitri Utkin gedacht.© REUTERS

Nach Absturz: Prigoschin für Tod erklärt

+++ 24. August, 7:54 Uhr: Zwei Monate nach seiner rätselhaften Meuterei gegen die russische Staatsmacht ist der Söldnerführer Jewgeni Prigoschin nach einem Flugzeugabsturz in Russland für tot erklärt worden. Der Telegram-Kanal Grey Zone, den Prigoschin zur Verbreitung seiner Videos nutzte, meldete am Mittwochabend (23. August) den Tod des Chefs der Privatarmee Wagner.

Die Luftfahrtbehörde Rosawiazija veröffentlichte eine Passagierliste, auf der unter anderen Prigoschin und der offizielle Wagner-Kommandeur Dmitri Utkin standen. Alle zehn Insassen seien ums Leben gekommen, teilte der russische Zivilschutz mit. Eine amtliche Bestätigung oder eindeutige Belege für den Tod des langjährigen Vertrauten von Kremlchef Wladimir Putin gab es bis zum Donnerstagmorgen nicht.

Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hatten Prigoschin und die Kämpfer seiner Privatarmee Wagner eine große Rolle gespielt, insbesondere bei der verlustreichen Eroberung der Stadt Bachmut. Am Donnerstag ist es genau anderthalb Jahre her, dass Putin den Angriff auf das Nachbarland befahl. Die Invasion begann am 24. Februar 2022. Am Donnerstag ist auch der Nationalfeiertag, an dem die Ukraine ihre 1991 erklärte Unabhängigkeit feiert. Präsident Wolodymyr Selenskyj versprach bei einer Konferenz, dass das Land die 2014 von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim zurückholen werde.

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Strack-Zimmermann zu Prigoschin: "Dachte, der fällt vom Balkon"

Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) äußert sich zum Fall Prigoschin. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses sieht darin eine Botschaft Putins und erklärt, ob der Kremlchef mit Konsequenzen rechnen muss.

  • Video
  • 01:44 Min
  • Ab 12

Russischer Militärblogger spricht von Mord

Der Embraer-Privatjet, auf dessen Passagierliste Prigoschin stand, war am Mittwoch nordwestlich von Moskau im Gebiet Twer abgestürzt. Zur Ursache gab es keine offiziellen Angaben, die Ermittlungen der Behörden begannen erst. Allerdings verbreiteten Grey Zone und einige Militärblogger die These, dass der Absturz kein Unfall gewesen sei. Grey Zone sprach von einem Abschuss durch die russische Flugabwehr. Überprüfen ließ sich diese Behauptung nicht. "Prigoschin starb als Ergebnis der Handlungen von Verrätern Russlands", hieß es in einem Post.

"Der Mord an Prigoschin wird katastrophale Folgen haben", schrieb der Militärjournalist Roman Saponkow auf Telegram. "Die Leute, die den Befehl gegeben haben, verstehen nichts von der Stimmung in der Armee und ihrer Moral." Prigoschin war wegen seiner Kritik an der regulären Armeeführung und einigen Erfolgen seiner Söldner auf dem Schlachtfeld beliebt bei Soldaten.

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Vor genau zwei Monaten putschte Prigoschin

Auf den Tag genau zwei Monate vor seinem Tod meuterten die Wagner-Truppen und marschierten auf Prigoschins Geheiß auf Moskau zu, wobei die Hintergründe dieser Ereignisse bis heute unklar sind. Für Russlands Präsidenten Putin, der keine öffentliche Infragestellung seiner Autorität duldet, war es eine beispiellose Erschütterung seiner Machtposition. Er nannte Prigoschin daraufhin einen Verräter. Und selbst wenn sich beide Männer später noch einmal trafen, gingen viele Experten davon aus, dass Putin seinem einstigen Intimus den Ungehorsam nicht verzeihen werde.

Als der heutige Präsident noch in der St. Petersburger Stadtverwaltung arbeitete, soll er in Prigoschins Restaurant eingekehrt sein. Später machte Prigoschin, der mehrere Jahre wegen Raubs in Haft saß, als Essenslieferant für den Kreml Karriere, daher rührt sein Beiname "Putins Koch".

"Putins Koch" mit dem Tod bestraft?

Die von ihm aufgebaute Söldnertruppe Wagner erfüllte für Russlands Staatsmacht erst inoffizielle Spezialaufträge in Syrien, später auch in mehreren Staaten Afrikas und kämpfte schließlich in der Ukraine. Zuletzt meldete sich der Söldnerführer am Montag mit einem Video aus Afrika zu Wort. Unklar ist, was aus den mehreren Tausend Wagner-Kämpfern wird, die nach der Meuterei nach Belarus gegangen sind und nun ihren Anführer verloren haben.

Der kremltreue russische Fernsehsender Zargrad stellte ebenfalls den Verdacht eines Mordkomplotts gegen Prigoschin in den Raum. Er gab aber dem ukrainischen Militärgeheimdienst die Schuld am Absturz des Flugzeugs. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak erklärte in Kiew, es sei offensichtlich, dass Putin niemandem für jene Angst vergeben werde, die ihm die Meuterei eingeflößt habe. Prigoschins Schicksal sei ein Signal an die russische Elite, dass jede Illoyalität mit dem Tod bestraft werde.

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Biden von Prigoschin-Tod nicht überrascht

US-Präsident Joe Biden schien sich nicht über Prigoschins Flugzeugabsturz zu wundern. Er wisse nicht genau, was passiert sei, sei aber nicht überrascht, sagte Biden am Rande eines Urlaubs im US-Bundesstaat Kalifornien. Auf die Frage von Reportern, ob der Absturz seiner Ansicht nach auf das Konto Putins gehe, sagte Biden: "Es gibt nicht viel, was in Russland passiert, hinter dem Putin nicht steckt." Er wisse aber nicht genug, um die Frage beantworten zu können.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Nachrichtenagentur Reuters Connect
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