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Gaza

Israel bombardiert Rafah

  • Aktualisiert: 10.02.2024
  • 12:32 Uhr
  • Michael Reimers

Trotz internationaler Kritik hat Israel mit der Erstürmung der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens begonnen. Dorthin waren auf Anordnung des israelischen Militärs zuvor mehr als eine Million Palästinenser:innen geflüchtet.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat den Befehl erteilt, eine Militäroffensive auf die Stadt Rafah vorzubereiten.

  • Ein Großangriff auf Rafah gilt als hochproblematisch, da sich dort derzeit 1,3 Millionen Menschen aufhalten.

  • Die Hälfte der Bevölkerung des Gazastreifens sei in Rafah zusammengepfercht und könne nirgendwo anders hin, warnte UN-Chef Guterres.

Trotz internationaler Warnungen hat Israels Armee am Samstag (10. Februar) Ziele in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens bombardiert. Bei Angriffen aus der Luft auf zwei Häuser sollen mehr als 20 Menschen getötet worden sein, hieß es aus medizinischen Kreisen. Auch der Bürgermeister der Stadt im Süden des Küstengebiets, Mohammed al-Sufi, bestätigte der Deutschen Presse-Agentur die Opferzahl.

Außerdem bombardierten israelische Soldaten ein Fahrzeug der Hamas und töteten dabei drei Personen, darunter den Chef des Polizeigeheimdienstes der Islamistenorganisation sowie dessen Stellvertreter, wie es am Samstag aus Polizeikreisen und von Augenzeugen hieß. Die Angaben ließen sich allesamt zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Militär äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht.

Im Video: "Das muss aufhören": Biden kritisiert Israels Vorgehen im Gazastreifen

Rafahs Bürgermeister befürchtet "Massaker und Blutbad"

Schon der vergangenen Wochen hatte das israelische Militär Ziele in der Stadt nahe der Grenze zu Ägypten angegriffen. Augenzeugen zufolge wurden dort bereits häufiger Stellungen von Hamas-Mitgliedern attackiert. Den Angaben nach waren die Angriffe am Samstag aber die bislang intensivsten. Rafah ist der einzige Ort im gesamten Küstenstreifen, in dem die Hamas noch die Kontrolle ausübt.

Bisher sind in der Stadt jedoch noch keine israelischen Bodentruppen im Einsatz. Rafahs Bürgermeister Al-Sufi warnte vor einem Vorstoß der Armee in den Ort. "Jeder Militäreinsatz in der Stadt, in der mehr als 1,4 Millionen Palästinenser leben, wird zu einem Massaker und einem Blutbad führen."

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Israel hat Großoffensive angekündigt

Die israelischen Streitkräfte planen einen Großangriff auf Rafah vor, um dort nach eigenen Angaben die letzten Einheiten der islamistischen Hamas zu vernichten. Damit will Israel rund vier Monate nach Beginn des Gaza-Kriegs offenbar auch den äußersten Süden des abgeriegelten Küstenstreifens unter Kontrolle bringen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gab am Freitag (9. Februar) den Befehl aus, eine Militäroffensive auf die Stadt Rafah vorzubereiten. "Es ist unmöglich, das Kriegsziel der Eliminierung der Hamas zu erreichen, wenn vier Hamas-Bataillone in Rafah verbleiben", teilte sein Büro mit. Zuvor sollten allerdings die Zivilist:innen in der Stadt an der Grenze zu Ägypten in Sicherheit gebracht werden.

Angesichts der großen Zahl an Flüchtlingen in Rafah warnen Beobachter:innen vor einer humanitären Katastrophe. In der Stadt im äußersten Süden des Gazastreifens, die vor dem Krieg rund 300.000 Einwohner:innen hatte, sollen sich derzeit mindestens 1,3 Millionen Menschen aufhalten. Die meisten von ihnen flohen vor dem Krieg aus anderen Teilen des Gazastreifens dorthin, zum Teil auf Anordnung des israelischen Militärs.

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Abbas: "Gefährliches Vorspiel" zu Vertreibung

Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas hat die von Israel erwogenen Pläne einer Militäroffensive in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen scharf verurteilt. Abbas erklärte, diese stellten ein "gefährliches Vorspiel" zu einer Politik der Vertreibung dar, die von den Palästinensern befürchtet wird. Israel und den verbündeten USA warf Abbas eine "destruktive Politik" vor. Er rief den UN-Sicherheitsrat dazu auf, tätig zu werden. "Diese (von Israel erwogenen) Schritte gefährden die Sicherheit und den Frieden in der Region, sie überschreiten alle roten Linien", so Abbas.

UN-Generalsekretär António Guterres warnte angesichts der Angriffspläne indessen erneut vor einer humanitären Katastrophe und Folgen für die gesamte Region. Die Hälfte der Bevölkerung des Gazastreifens sei in Rafah zusammengepfercht und könne nirgendwo anders hin, schrieb der Chef der Vereinten Nationen auf der Nachrichtenplattform X, vormals Twitter. Guterres' Sprecher Stéphane Dujarric fügte hinzu, man wolle keine Massenvertreibungen sehen. Auch die US-Regierung und die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hatten sich in den vergangenen Tagen deutlich gegen ein militärisches Vorgehen in Rafah ausgesprochen.

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Scholz: Israels Kriegsführung muss Völkerrecht entsprechen

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) forderte Israel auf, bei seiner Militäroperation im Gazastreifen das Völkerrecht im Blick zu behalten. Auf eine Frage nach der vom israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu angeordneten Vorbereitung einer Militäroperation in der Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten sagte er während eines Besuchs in Washington: "Die Art der Kriegführung muss den Ansprüchen, die Israel an sich selber hat, aber die das Völkerrecht auch mit sich bringt, entsprechen."

Unterdessen haben die israelischen Streitkräfte Medienberichten zufolge erneut Ziele in der Nähe der syrischen Hauptstadt Damaskus angegriffen. Von den Golanhöhen aus habe das israelische Militär das Umland von Damaskus unter Beschuss genommen, berichtete die staatliche syrische Nachrichtenagentur (Sana) am Samstag (10. Februar) unter Berufung auf eine Militärquelle. Westlich der syrischen Hauptstadt seien heftige Explosionen zu hören gewesen.

Erneut Angriffe Israels auf Syrien

Die syrische Flugabwehr habe einige der Raketen abgeschossen. Es sei lediglich Sachschaden entstanden, berichtete Sana weiter. Hingegen teilte die in Großbritannien ansässige syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit, ein Wohngebäude westlich der syrischen Hauptstadt sei getroffen worden. Dabei seien drei Menschen getötet worden.

Am Freitagabend hatte die schiitische Hisbollah-Miliz einen Raketenangriff auf eine israelische Kaserne auf den Golanhöhen für sich reklamiert. Israels Luftwaffe bombardiert immer wieder Ziele im benachbarten Syrien. Israel will verhindern, dass der Iran und mit ihm verbündete Milizen wie die Hisbollah ihren militärischen Einfluss in dem Land ausweiten. Der Iran ist einer der wichtigsten Verbündeten Syriens.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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