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Hohe Verluste an Panzern

Militärexperte: Putin bleiben im Ukraine-Krieg noch 100 Tage

  • Aktualisiert: 15.12.2023
  • 08:28 Uhr
  • Christina Strobl
Russlands Machthaber Wladimir Putin bei einer Rede anlässlich einer Militärparade in Moskau.
Russlands Machthaber Wladimir Putin bei einer Rede anlässlich einer Militärparade in Moskau.© Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Seit Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2022 beobachtet der Militärexperte Marcus Keupp das Geschehen. Warum der Kreml-Machthaber Putin alles auf das Prinzip Hoffnung setzt und der Krieg bald enden könnte, erklärt Keupp in einem Interview.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Laut dem Militärexperten Marcus Keupp will Russland einen Stellungskrieg in der Ukraine um jeden Fall vermeiden.

  • Die massive Abnutzung auf russischer Seite könnte zum Glücksfall für die Ukraine werden.

  • Geht der materielle Verlust so weiter, könnten Keupp zufolge dem russischen Militär in 100 Tagen die Ressourcen ausgehen.

Seit nunmehr zwanzig Monaten tobt der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine bereits. Einer ukrainischen Gegenoffensive in diesem Jahr, auf die Kiew und der Westen große Hoffnungen gesetzt hatten, hielt das russische Militär weitgehend stand. Zuletzt schien sich das Blatt sogar wieder zugunsten der russischen Aggressoren zu wenden. Einige Beobachter:innen sprechen von einem Stellungskrieg, bei dem auf beiden Seiten hohe Verluste zu verzeichnen seien. 

Ukraine: Wendet sich das Blatt zugunsten Putins?

Dem sei jedoch nicht so, erklärt der Militärexperte Marcus Keupp und spricht von einem typischen medialen Effekt. "Nur weil an der Front in der Ukraine im Moment keine größere mechanisierte Bewegungen stattfinden, bedeutet das noch lange nicht, dass militärisch nichts passiert", betont der Militärökonom im Interview mit "T-Online".

Im Video: Putin nimmt jetzt Kurs auf diese Region

Im Moment gehe es vor allem darum, sich Vormachtstellungen rund um den Fluss Dnipro zu sichern, so der Experte. Dabei seien die Ukrainer zwar meist in der Unterzahl, würden jedoch mit besserer Technik und Logistik vorgehen. Dies setze die russische Armee unter Druck.

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Enorme Verluste auf russischer Seite könnten Ukraine siegen lassen

Umkämpft werde derzeit insbesondere die Stadt Awdijiwka im Südosten der Ukraine. Die Ukrainer dort trotzen den Russen, die dadurch enorme Verluste von Material und Soldaten hinnehmen müssten.

Der Plan von Russlands Machthaber Wladimir Putin sehe jedoch keinen Stellungskrieg vor, sagt Keupp. Denn Putins Pläne würden weit über das hinausgehen, was er bereits erreicht habe: "Von seinem imperialen Anspruch auf Eroberung ist er keinen Deut abgerückt." Die russischen Soldaten seien also nicht angewiesen, in den Gräben auszuharren, sondern zu kämpfen. "Entsprechend verbluten sie erneut, es ist immer wieder der gleiche Fehler", erklärt Keupp. Für die Ukraine wirke sich dieses Vorgehen jedoch positiv aus, da es die russische Armee in die Abnutzung zwingt.

Keupp rechnet mit baldigem Frieden: "Putin hat noch 100 Tage"

Dem Experten zufolge ist daher ein Ende des Krieges in Sicht. Das sei der Fall, obwohl Russlands Militär sowie seine Wirtschaftskraft nach wie vor stark seien - trotz der ökonomischen Sanktionen des Westens.

Der Zeitpunkt des Kriegsendes verzögere sich lediglich, begründete Keupp seine Prognose. Denn lange könne es nicht mehr dauern, bis die einsatzfähige russische Reserve abgenutzt sei und eine Niederlage Putins bevorstünde.

Zur Bekräftigung seiner Argumentation nennt Keupp von der schwedischen Verteidigungsagentur FOI ermittelten Zahlen: Demzufolge waren zu Beginn des Krieges 2.900 einsatzfähige russische Kampfpanzer verzeichnet worden. Mittlerweile wurden Abschüsse von 2.400 Stück protokolliert. "Bei einer Abnutzungsrate von fünf Panzern täglich bleiben Putin noch rund 100 Tage, bis der Rest von 500 Kampfpanzern weg ist."

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Selbst die Nachproduktion von einsatzbereiten Panzern sei kein Garant für ein langes Durchhalten der Russen, da diese noch immer von ihren sowjetischen Reserven zehren würden. Und diese müssten zudem erst einsatzfähig gemacht werden, bevor sie in die Schlacht ziehen könnten. Nicht die Ukraine, sondern Russland sei daher unter extremen Zeitdruck, sagt der 46-Jährige.

Viele Ankündigungen, wenig Realität

Putin würde zwar großmäulige Ankündigungen machen, sagt Keupp. So etwa die Behauptung, er habe eine Art "Superpanzer" in der Hinterhand. Passiert sei jedoch noch nichts. In autokratischen Systemen wie dem russischen gebe es einen großen Unterschied zwischen vollmundigen Ankündigungen und der Realität, sagt der Militärfachmann.

Im Video: Österreichs Ex-Außenministerin schwärmt von Putin

Auf die Frage, ob sich das Blatt nicht doch noch für Russland wenden könnte, hat Keupp eine klare Antwort auf Basis der aktuellen Situation: "Wenn die Abnutzungsrate allerdings konstant bleibt und sich die Lage auf dem Gefechtsfeld derart fortsetzt: Dann ist kein Szenario denkbar, wie Russland diesen Krieg gewinnt."

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Ukraine ist auf Unterstützung aus dem Westen angewiesen

Ausschlaggebend dafür sei jedoch auch, dass Putin weiterhin "den Krieg auf Prinzip Hoffnung führt" und  die westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine weitergingen, stellt der Experte klar. Vor allem Letztere seien von entscheidender Bedeutung für den weiteren Verlauf des Krieges.

Hinzu kommt, dass Russland mit dem Krieg in der Ukraine einen nachhaltig negativen Effekt auf die demografische Entwicklung in Kauf genommen habe. Tausende russische Soldaten sind seit Beginn des Krieges im Februar 2023 getötet worden oder wurden zu Kriegsinvaliden. Zusätzlich sind unzählige Russen und Russinnen ausgewandert.

Mit dieser Art von Problemen habe Russland jedoch Erfahrung: In der Brussilow-Offensive 1916 während des ersten Weltkrieges waren hunderttausende russische Soldaten "verheizt" worden, ebenso im zweiten Weltkrieg. Da zu wenig Gewehre vorhanden waren, mussten die Soldaten warten, bis sie die Waffen von gefallenen Kameraden bekamen. Zu Zeiten des Zarenreichs vor der Februarrevolution von 1917 gab es sogar einen Begriff dafür: das treue Vieh. "In der russischen Armee zählen Menschenleben nichts", resümiert Keupp.

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