Bertelsmann-Stiftung
Umfrage: Junge Menschen misstrauen immer mehr der Regierung
- Veröffentlicht: 06.02.2024
- 10:52 Uhr
- Clarissa Yigit
In einer am Dienstag (6. Februar) vorgestellten Studie der Bertelsmann-Stiftung wurde deutlich, dass viele junge Menschen der Regierung von Deutschland misstrauen. Aber auch andere Themen beschäftigen die Befragten.
Das Wichtigste in Kürze
Das Vertrauen in die Demokratie ist bei vielen jungen Menschen in Deutschland recht ausgeprägt.
Dennoch misstrauen viele der Regierung und dem Parlament.
Aber auch andere Punkte wie die Verletzung der Menschenrechte oder der Klimawandel sind Themen, die der jungen Bevölkerung Sorgen bereiten.
Deutschland ist eine Demokratie. "In dieser Staatsform übt das Volk die Herrschaftsgewalt aus. Demokratien zeichnen sich unter anderem durch Achtung der Menschenrechte, Gewaltenteilung, Verantwortlichkeit der Regierung, Unabhängigkeit der Gerichte, Gesetzmäßigkeit der Verwaltung, ein Mehrparteiensystem sowie freie, gleiche und geheime Wahlen aus", definiert der Bundestag diese Staatsform.
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Vertrauen in Politik lässt nach
Dennoch misstrauen hierzulande viele junge Menschen der Regierung und dem Parlament, obwohl das Vertrauen in die Demokratie vergleichsweise ausgeprägt sei, schreibt die Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Laut Umfragedaten einer Studie der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2023, die am Dienstag (6. Februar) vorgestellt wurde, vertrauen somit 59 Prozent der 18- bis 30-Jährigen in die Demokratie. 62 Prozent der Befragten vertrauen der Europäischen Union.
In neun anderen europäischen Ländern vertrauen laut der Auswertung im Schnitt nur 50 Prozent der Demokratie.
Das Misstrauen gegenüber der handelnden Politik in Deutschland ist allerdings auch ausgeprägt. So gab jeder zweite junge Erwachsene (52 Prozent) an, der Regierung nicht zu vertrauen. Dem Parlament misstrauen 45 Prozent der Befragten. Zudem ist auch das Misstrauen gegenüber Medien (60 Prozent) und Religion (58 Prozent) recht hoch.
Die jungen Erwachsenen in Deutschland bringen der Demokratie und der EU grundsätzlich Vertrauen entgegen. Doch es kommt darauf an, dieses Vertrauen nicht zu verspielen.
Regina von Görtz, Jugendexpertin der Bertelsmann-Stiftung
"Die jungen Erwachsenen in Deutschland bringen der Demokratie und der EU grundsätzlich Vertrauen entgegen. Doch es kommt darauf an, dieses Vertrauen nicht zu verspielen", erklärt Regina von Görtz, Jugendexpertin der Stiftung.
Daher müsse eine gute Politik für junge Menschen vorausschauende Entscheidungen in ihrem Sinne treffen und sie stärker als bisher in den politischen Prozess einbeziehen.
Aber auch andere Themen beschäftigen die Befragten.
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Diese Themen beschäftigen junge Generationen
- Mentale Gesundheit (41 Prozent)
- Kindesmissbrauch und Vernachlässigung (42 Prozent)
- Sexuelle Belästigung (45 Prozent)
- Klimawandel (46 Prozent)
- Verletzungen von Menschenrechten (51 Prozent)
Diese Themen beschäftigen ältere Generationen
- Klimaschutz
- Kindesmissbrauch
- Mentale Gesundheit (26 Prozent)
- Vernachlässigung
- Das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten (40 Prozent)
- Tierquälerei (43 Prozent)
- Kluft zwischen Arm und Reich (44 Prozent)
Zudem geben aus der Gruppe der 31- bis 70-Jährigen mehr ältere Menschen an, einer umweltbewussten Lebensweise zu folgen als die Jüngeren.
Sorge um Zukunft
Insgesamt gaben 36 Prozent der jüngeren Befragten und 42 Prozent der älteren Menschen an, "relativ besorgt in die Zukunft zu blicken." So gehen diese Menschen davon aus, dass sich zukünftig beispielsweise der Lebensstandard, das Klima oder die Einkommensungleichheit verschlechtern werde. Dass sich die Dinge bessern, glauben die Jüngeren eher als die Älteren - allerdings auch nur in der Minderheit, heißt es in der Studie.
"Das niedrige Vertrauen in politische Entscheidungsträger:innen und der fehlende Zukunftsoptimismus, insbesondere bei der jüngeren Generation, stellen eine ernstzunehmende Herausforderung für unsere demokratische Gesellschaft dar. Es braucht gezielte Maßnahmen, um das Vertrauen in die Fähigkeit der Politik, Probleme zu lösen, zu stärken", erklärt Götz.
In den kommenden fünf Jahren wünschen sich die befragten 18- bis 30-Jährigen unter anderem Besitztümer, gutes Aussehen, klare Ziele, eine erfolgreiche Karriere und ein Eigenheim.
Zur Studie
Für die Studie wurden zwischen Februar und April 2023 insgesamt 2.248 repräsentativ ausgewählte Menschen aus Deutschland – darunter 500 Menschen zwischen 18 und 30 Jahren – zu ihrer Haltung befragt.
Die Umfragedaten wurden im Anschluss mit identischen Umfragen in Belgien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Polen, Rumänien, Spanien, Schweden und Großbritannien verglichen.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- Deutscher Bundestag: "Demokratie"
- Bertelsmann Stiftung: "Junge Menschen in Deutschland vertrauen der Demokratie und der EU"
- Bertelsmann Stiftung: "Jung. Kritisch. Demokratisch"