Drei Tote, Dutzende Verletzte
Verdacht auf Brandstiftung in Hamburger Klinik: Patient festgenommen
- Aktualisiert: 01.06.2025
- 19:02 Uhr
- dpa
Nach dem Brand im Hamburger Marienkrankenhaus mit drei Toten und zahlreichen Verletzten ist ein 72 Jahre alter Patient wegen des Verdachts der Brandstiftung festgenommen worden. Das teilte die Polizei mit.
Im Laufe der Zeugenvernehmungen ergaben sich Hinweise darauf, dass der Mann dringend tatverdächtig sein könnte, teilte die Polizei am Sonntagabend mit. Er sei im Krankenhaus festgenommen worden und soll am Montag einem Haftrichter vorgeführt werden. Ob sich der Beschuldigte bei der Begehung der mutmaßlichen Tat in einem psychischen Ausnahmezustand befunden hat, ist den Angaben zufolge Gegenstand der Ermittlungen.
Drei Patienten waren in der Nacht zum 1. Juni bei einem Brand im Marienkrankenhaus im Hamburger Stadtteil Hohenfelde ums Leben gekommen und mehr als 30 Menschen verletzt worden. Das Feuer war aus noch ungeklärten Gründen im Erdgeschoss der Klinik in einem Zimmer auf der geriatrischen Station ausgebrochen, die auf die Versorgung älterer Patient:innen spezialisiert ist.
Bei den Todesopfern handelt es sich um Männer im Alter von 84, 85 und 87 Jahren. Nach aktuellem Kenntnisstand von Feuerwehr und Polizei wurden 34 Menschen verletzt. Einer davon schwebt in Lebensgefahr.
Die Ermittler:innen des Landeskriminalamtes für Branddelikte haben mit Untersuchungen zum Hergang und der Ursache für das Feuer begonnen. Der Brandort wurde beschlagnahmt. Am Vormittag waren Brandermittler:innen des Landeskriminalamtes vor Ort und sicherten Spuren. Die Brandstelle wurde mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Mit Ergebnissen wurde am Sonntag nicht mehr gerechnet.
Verletzte in der Notaufnahme der Klinik
Der Brand war am frühen Sonntagmorgen bereits nach etwa 20 Minuten gelöscht. Auch die Rettungsmaßnahmen waren am Morgen abgeschlossen. Teile des Krankenhauses mussten wegen des Feuers evakuiert werden. Die verletzten Patientinnen und Patienten wurden größtenteils in der Notaufnahme der Klinik versorgt, zwei wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht.
Die übrigen stationären und ambulanten Versorgungsbereiche sind nach Angaben des Krankenhauses nicht betroffen und laufen regulär weiter.
Rauchentwicklung im gesamten Krankenhaus
Einem dpa-Reporter vor Ort zufolge brannte ein Zimmer der Klinik augenscheinlich komplett aus. Aus dem Zimmer breiteten sich die Flammen an der Fassade auf den ersten Stock des Gebäudes aus. Das komplette Ausmaß des Sachschadens war zunächst unklar.
Der vom Brand im Erdgeschoss verursachte Rauch sei in alle vier Etagen des betroffenen Gebäudes gezogen, sagte der Feuerwehrsprecher. Auch die angrenzenden Gebäude wurden kontrolliert und dort untergebrachte Patient:innen untersucht.
Schwierige Bergung der betagten Patienten
Die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot von etwa 160 Einsatzkräften vor Ort. Die Rettung der Betroffenen erfolgte über Drehleitern, tragbare Leitern und über die Flure mit sogenannten Fluchthauben. "An den Fenstern waren mehrere Personen, also Patientinnen und Patienten, die da um Hilfe gerufen haben", sagte der Feuerwehrsprecher. Das Feuer sei nach etwa 20 Minuten gelöscht gewesen.
Das katholische Marienkrankenhaus ist eigenen Angaben zufolge eines der größten konfessionellen Krankenhäuser Norddeutschlands. Es hat demnach rund 600 Betten und behandelt jedes Jahr etwa 93.000 Patient:innen. Die Klinik gehört zur gemeinnützigen Ansgar-Gruppe, deren Gesellschafter das Erzbistum Hamburg ist.
Klinik-Geschäftsführer Christoph Schmitz erklärte in einer Mitteilung, das Krankenhaus arbeite eng mit den zuständigen Behörden zusammen, um den Vorfall aufzuklären. Zudem würden alle erforderlichen Schritte unternommen, um die Sicherheit in der Klinik langfristig weiter zu gewährleisten. Die Sicherheit der Patientinnen und Patienten habe oberste Priorität, sagte Schmitz. "Wir haben sofortige Maßnahmen ergriffen, um eine weitere Gefährdung zu verhindern."
Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) sprach sich ebenfalls für eine schnelle und lückenlose Aufklärung der Brandursache aus. "Auch, um künftig besser schützen zu können", schrieb Grote im Kurznachrichtendienst X. Er dankte den Einsatzkräften, die unter schwierigsten Bedingungen Schlimmeres verhindert hätten. Seine Gedanken seien bei den Angehörigen der Opfer und den Verletzten. "Diesen wünsche ich eine schnelle und vollständige Genesung."
Erzbischof Stefan Heße erklärte: "Ich bin zutiefst entsetzt und sehr traurig. Mit meinen Gedanken und meinem Gebet bin ich bei den Toten und Verletzten." Heße dankte allen Einsatzkräften der Feuerwehr und des Rettungsdienstes für den schnellen und professionellen Einsatz. Der Erzbischof bat die Gemeinden, in den Sonntagsgottesdiensten für die Toten, Verletzten, Angehörigen und Mitarbeitenden zu beten. Heße besuchte am Nachmittag die Klinik.