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Kim Jong-un

Folge der Corona-Isolation: Massenverhungerung in Nordkorea? 

  • Veröffentlicht: 19.06.2023
  • 16:10 Uhr
  • Clarissa Yigit
Für Nordkoreas Regierung scheinen Atomtests wichtiger zu sein, als den Hunger der Bevölkerung zu stillen.
Für Nordkoreas Regierung scheinen Atomtests wichtiger zu sein, als den Hunger der Bevölkerung zu stillen.© Foto: Lee Jin-man/AP/dpa

Nordkorea scheint von der Außenwelt abgeschnitten zu sein. Nichts und niemand darf raus oder rein – auch keine Lebensmittel?

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Das Wichtigste in Kürze

  • In Nordkorea scheint eine erneute Hungersnot auszubrechen.

  • Laut Exklusivinterviews des Nachrichtenportals "BBC" seien bereits viele Menschen an Hunger gestorben oder suchten den Freitod.

  • Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong-un hingegen gibt das benötigte Geld eher für Atomwaffentests aus statt für Lebensmittel.

Nachdem das Corona-Virus sich unaufhaltsam verbreitete, hat die nordkoreanische Regierung im Jahr 2020 die Grenzen komplett geschlossen und somit die Versorgung von lebenswichtigen Gütern aus dem Ausland unterbrochen, schreibt die "BBC".

Nicht einmal die Einfuhr von Getreide aus China sowie Düngemittel und Maschinen, die für den Anbau von Nahrungsmitteln benötigt werden, würde durch den nordkoreanische Staatschef Kim Jong-un noch freigegeben. Die Folgen dieser strikten Herrschaft werden nun immer offensichtlicher – Hunger.

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Ausweglos - Hunger treibt Menschen in den Tod

Wie "BBC" in drei Exclusivinterviews – mit Hilfe der Organisation "Daily NK" – herausfand, sei die Situation in dem isolierten Staat so schlimm wie seit den 1990er Jahren nicht mehr – damals starben rund drei Millionen Nordkoreaner:innen.

Nun berichte etwa eine Frau aus Pjöngjang über eine dreiköpfige Familie: "Wir klopften an ihre Tür, um ihnen Wasser zu geben, aber niemand antwortete." Als die Behörden das Haus betraten, fanden sie die Familie tot vor, sagte sie. Die Familie sei zu Hause verhungert. Zudem habe sie von Menschen gehört, die sich zu Hause umgebracht hätten oder zum Sterben in die Berge gingen – nur, weil sie ihren Lebensunterhalt nicht mehr verdienen konnten.

Ein Bauarbeiter, der in der Nähe der chinesischen Grenze lebe, habe bestätigt, "dass die Lebensmittelvorräte so knapp seien, dass in seinem Dorf bereits fünf Menschen verhungert seien", schreibt die "BBC" weiter. So habe er gesagt: "Zuerst hatte ich Angst, an Covid zu sterben, aber dann begann ich mir Sorgen zu machen, zu verhungern."

Eine Markthändlerin aus dem Norden des Landes erklärt, dass fast drei Viertel der Produkte in ihrem örtlichen Markt vor der Pandemie aus China stammten. Nun seien die Regale "leer". Auch würden immer mehr Familien an ihre Tür klopfen und um Essen beten – sie selbst habe noch nie so wenig zu Essen gehabt.

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Grenzen mit Zäunen verstärkt

Die Grenzen seien zwischenzeitlich mit Zäunen verstärkt worden. Berichten zufolge seien zudem die Wachen angewiesen, jeden zu erschießen, der versuche, die Grenze zu überqueren. Somit sei es für die Menschen nahezu unmöglich geworden, Lebensmittel einzuschmuggeln, um sie auf den inoffiziellen Märkten zu verkaufen.

Der nordkoreanische Wirtschaftswissenschaftler Peter Ward nennt dies "sehr besorgniserregend", dass "normale Menschen aus der Mittelschicht in ihren Vierteln verhungern. Wir sprechen noch nicht von einem völligen Zusammenbruch der Gesellschaft und einer Massenverhungerung, aber es sieht nicht gut aus."

Corona und Atomwaffentests

Obwohl die Menschen in seinem Land hungern, scheine Kim dennoch den Kampf gegen Corona statt gegen den Hunger vorzuziehen. So gab es offiziell erst im Mai 2022 die erste Corona-Infektion in Nordkorea.

Zwar habe Kim Jong-un den Ernst der Lage erkannt und habe kürzlich noch von einer "Lebensmittelkrise" gesprochen. Dennoch halte er aber lieber an der Finanzierung seines Atomwaffenprogramms fest.

So habe das Land im vergangenen Jahr 63 ballistische Raketen getestet. Diese Tests hätten sich laut einer Schätzung auf Gesamtkosten in Höhe von mehr als 500 Millionen Dollar belaufen. Dies sei mehr, als benötigt werde, um Nordkoreas jährliche Getreideknappheit auszugleichen. Gleichzeitig habe der Staatschef von Nordkorea allerdings versprochen, mehr Geld in die Landwirtschaft zu stecken.

  • Verwendete Quellen:
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