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Schwere Explosionen in ukrainischer Hauptstadt

Vergeltung für Krim-Brücke: Tote bei Angriff auf Kiew

  • Veröffentlicht: 10.10.2022
  • 21:58 Uhr
  • jot/MSS
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© dpa

Nach den Explosionen auf der Krim-Brücke hat Russland der Ukraine massive Vergeltung angedroht. Jetzt wurden die ukrainische Hauptstadt Kiew und weitere Großstädte mit Raketen angegriffen worden. Es gab mehrere Tote und Verletzte. 

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Mehrere russische Raketen treffen das Zentrum von Kiew.
  • Behörden sprechen von mehreren Toten und Verletzten in der ukrainischen Hauptstadt.
  • Putin: Reaktion auf "Terroranschläge" durch Ukraine

Russland hat mehr als 80 Raketen auf Kiew und andere Städte in der Ukraine gefeuert. Die Angriffe am Montagmorgen töteten mindestens elf Menschen landesweit, mindestens 87 wurden verletzt, wie der ukrainische Zivilschutz mitteilte. Allein in Kiew kamen nach Angaben von Bürgermeister Witali Klitschko fünf Menschen ums Leben, mindestens 52 wurden verletzt. Viele Menschen waren gerade auf dem Weg zu Arbeit.

Kremlchef Wladimir Putin nannte den Angriff eine Reaktion auf die "Terroranschläge" gegen russisches Gebiet. Am Samstag hatte eine Explosion die 19 Kilometer lange Brücke erschüttert, die Russland und die 2014 von Moskau annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim verbindet. Russland macht den ukrainischen Geheimdienst SBU verantwortlich.

Ziele der Präzisionswaffen seien die Energieinfrastruktur, militärische Anlagen und das Fernmeldewesen gewesen, sagte Putin bei einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrates und drohte mit noch härterem Vorgehen. "Daran sollte niemand irgendwelche Zweifel haben."

In Kiew schlugen die Geschosse laut Bürgermeister Klitschko im Zentrum ein. In fast allen Landesteilen gab es Luftalarm. Die Strom- und Wasserversorgung brach mancherorts zusammen. Insgesamt habe Russland 83 Raketen abgefeuert, davon seien 43 abgefangen worden, teilte das ukrainische Verteidigungsministerium mit. Nach mehr als fünfeinhalb Stunden wurde der Luftalarm in Kiew aufgehoben.

Moskau will Kommandostellen angreifen

Der ukrainische Geheimdienst SBU hat eine Beteiligung an der Explosion auf der Krim-Brücke nicht eingeräumt. Die SBU-Zentrale liegt im Zentrum Kiews. Moskau hatte wiederholt gedroht, Kommandostellen in der ukrainischen Hauptstadt zu beschießen, wenn der Beschuss russischen Gebiets nicht aufhöre.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba wies dies scharf zurück. "Nein, Putin wurde nicht von der Krim-Brücke zum Raketenterror "provoziert"", teilte er per Twitter mit. "Russland hatte die Ukraine auch vor der Brücke ständig mit Raketen getroffen. Putin ist verzweifelt wegen der Niederlagen auf dem Schlachtfeld und versucht mit Raketenterror, das Kriegstempo zu seinen Gunsten zu ändern."

Die Brücke zur Krim ist als Nachschubroute für den russischen Angriff wichtig. Das Bauwerk hat zudem einen hohen symbolischen Wert für die Führung in Moskau. Putin hatte den Angriff auf die Ukraine am 24. Februar befohlen. Der Krieg dauert nun bald acht Monate.

Die Raketenschläge sind nach russischen Angaben Teil der Kriegsführung. "Das alles geschieht im Rahmen der militärischen Spezialoperation", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Ex-Präsident und Vizesekretär des Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, drohte mit neuen Angriffen. "Die erste Episode ist vorbei. Es wird weitere geben."

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Scholz sichert Solidarität zu

Kanzler Olaf Scholz (SPD) telefonierte nach dem Angriff mit Selenskyj und sicherte die Solidarität Deutschlands und der anderen G7-Staaten zu. Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte, die G7-Staaten wollten am Dienstag in einer Videoschalte mit Selenskyj beraten. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg verurteilte die Angriffe auf zivile Ziele und sicherte der Ukraine weiter Unterstützung zu.

"Die beste Antwort auf den russischen Raketenterror ist die Lieferung von Flugabwehr- und Raketenabwehrsystemen an die Ukraine", betonte der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow. Russland halte Raketenangriffe für ein wirksames Mittel zur Einschüchterung. Das seien sie nicht. "Sie sind Kriegsverbrechen."

Die Regierung der Republik Moldau beschuldigte Russland, bei den Raketenangriffen den moldauischen Luftraum verletzt zu haben. In Belarus kündigte Machthaber Alexander Lukaschenko die Bildung einer regionalen Militäreinheit der Streitkräfte des Landes mit der russischen Armee an. Dies habe er mit Putin vereinbart, sagte Lukaschenko am Montag nach Angaben der Staatsagentur Belta.

Biden: Angriffe zeigen "äußerste Brutalität" Putins

US-Präsident Joe Biden hat die russischen Raketenangriffe auf die Ukraine "aufs Schärfste" verurteilt. Sie zeigten einmal mehr "die äußerste Brutalität des illegalen Krieges" von Kremlchef Wladimir Putin gegen das ukrainische Volk, erklärte Biden am Montag. Die Angriffe bestärkten die US-Regierung darin, dem ukrainischen Volk beizustehen, so lange es nötig sei. Man werde Russland weiterhin gemeinsam mit den internationalen Partnern zur Rechenschaft ziehen. "Wir fordern Russland erneut auf, diese unprovozierte Aggression sofort zu beenden und seine Truppen aus der Ukraine abzuziehen", so Biden.

Verwendete Quellen:

Nachrichtenagentur dpa

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