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 Tabakkonsum

Zigaretten verteuern und mehr Rauchverbote: Das fordert die WHO von Deutschland

  • Veröffentlicht: 31.07.2023
  • 18:40 Uhr
  • Michael Reimers
Deutschland ist das Sorgenkind der WHO bei der Tabakkontrolle.
Deutschland ist das Sorgenkind der WHO bei der Tabakkontrolle.© Sven Hoppe/dpa

Während immer mehr Länder strikt gegen das Rauchen vorgehen, hält die Weltgesundheitsorganisation die Maßnahmen in Deutschland für zu lax.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert stärkere Einschränkungen des Tabakkonsums in Deutschland.

  • Deutschland ist der WHO zufolge bei der Tabakkontrolle eines der Schlusslichter in Europa.

  • Die deutsche Politik sei zu lax in der Umsetzung von Maßnahmen in der Tabakkontrolle, kritisiert Rüdiger Krech, WHO-Direktor für Gesundheitsförderung.

Global betrachtet mache die Menschheit Fortschritte beim Kampf gegen den Tabakkonsum, vermeldete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Montag (31. Juli). Die Anti-Tabak-Maßnahmen in Deutschland hingegen reichten nicht aus, monierte Rüdiger Krech, WHO-Direktor für Gesundheitsförderung gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. "Die letzten Preiserhöhungen für Zigaretten liegen unterhalb der Inflationsrate und machen Rauchen im Endeffekt billiger, nicht teurer", sagte Krech, der aus Hamm in Nordrhein-Westfalen stammt.

Das Rauchverbot in deutschen Gaststätten sei ein Flickenteppich, das Werbeverbot werde nur mangelhaft umgesetzt, so Krech. "Wir können nicht wirklich nachvollziehen, warum die Politik in Deutschland so lax in der Umsetzung von Maßnahmen in der Tabakkontrolle ist."

Im Video: Wieder mehr jugendliche Raucher in Deutschland

Wieder mehr jugendliche Raucher in Deutschland

Ekelbilder auf Zigarettenschachteln in 103 Ländern

Weltweit gehen nach Mitteilung der WHO immer mehr Länder gegen das Rauchen vor. 5,6 Milliarden Menschen lebten inzwischen in Ländern, die wenigstens eine der von der WHO empfohlenen Maßnahmen zum Schutz von Nichtrauchern umgesetzt hätten, heißt es im neuen Bericht über die Tabak-Epidemie. Dazu gehören: drastische Warnungen vor dem Rauchen auf Zigarettenpackungen, Werbeverbote, Rauchverbote in öffentlichen Räumen und eine hohe Besteuerung von Tabakprodukten. Ekelbilder auf Zigarettenpackungen sind der WHO zufolge die weltweit verbreitetste Anti-Tabak-Maßnahme: 103 Länder mit 4,5 Milliarden Einwohner:innen hätten dafür inzwischen entsprechende Vorschriften erlassen.

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WHO: Deutschland unternimmt zu wenig gegen das Rauchen

Nach Meinung der WHO fehlen in Deutschland mehrere Elemente der Anti-Tabak-Maßnahmen. "Weder bundesweit noch in einem der 16 Bundesländer ist das Rauchen in allen acht Einrichtungen, die wir betrachten, gesetzlich vollständig verboten", sagte Krech. Die WHO untersucht Gesundheits- und Bildungseinrichtungen, Universitäten, öffentliche Gebäude, Arbeitsplätze, Restaurants, Kneipen und den öffentlichen Verkehr.

Krech zufolge erlauben die Verordnung über Arbeitsstätten von 2004 und das Gesetz zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens von 2007 weiterhin Raucherzimmer in einigen Einrichtungen. Gesetzlich vollständig verboten hätten nur vier der 16 Bundesländer das Rauchen in Gesundheitseinrichtungen. Auch im öffentlichen Verkehr sei kein komplettes Rauchverbot gesetzlich erlassen worden.

In Deutschland gibt es Krech zufolge unnötig viele Tote durch das Rauchen. Das sei eine Hauptursache für Missstände im Gesundheitssystem. Effektive Prävention sorge dafür, dass weniger Menschen durch Rauchen Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Atemwegsprobleme bekämen und im Krankenhaus behandelt werden müssten.

Drogenbeauftragter reagiert prompt

Als Reaktion auf den WHO-Bericht kündigte der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert am Montag an, verstärkt gegen den Tabakkonsum anzukämpfen. "Wir müssen mehr machen, um Menschen davon abzuhalten, mit dem Rauchen überhaupt zu beginnen", sagte Blienert einer Mitteilung seines Hauses zufolge. Mit mehr als 127.000 tabakbedingten Todesfällen pro Jahr allein in Deutschland sei der Tabakkonsum nach wie vor das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko überhaupt. Etwa 90 Prozent aller Lungenkrebsfälle gehen demnach auf das Rauchen zurück. Seit der Corona-Pandemie griffen wieder mehr Leute zu Zigaretten und zu E-Zigaretten. Der Mitteilung nach will Blienert bestimmte Verbote durchsetzen, etwa bei der Werbung direkt am Verkaufsort und beim Sponsoring von Festivals durch die Nikotinwirtschaft.

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Globaler Trend gegenläufig zu dem in Deutschland

Nach Angaben der WHO geht weltweit der Anteil der Raucher:innen zurück. Daran hätten die Schutzmaßnahmen einen großen Anteil. Ohne sie würde es 300 Millionen Raucher:innen mehr geben. Der WHO zufolge rauchen, kauen oder schnupfen 1,3 Milliarden Menschen Tabak. Weltweit sterben pro Jahr mehr als acht Millionen daran. Zu den Opfern zählten jährlich 1,2 Millionen Nichtraucher:innen, die durch Passivrauchen umkommen, darunter auch 65.000 Kinder.

Die WHO steht auch E-Zigaretten skeptisch gegenüber: "E-Zigaretten enthalten keinen Tabak, sind aber gesundheitsschädlich und nicht sicher", heißt es auf der WHO-Webseite. Es sei jedoch noch zu früh, um eine eindeutige Antwort zu geben, was die langfristigen Auswirkungen des Konsums angehe.

Diese Länder sind Vorreiter im Kampf gegen den Tabak

Brasilien und die Türkei halten der WHO zufolge die höchsten Standards für eine tabakfreie Welt: Seit dem letzten Bericht 2021 seien zwei weitere dazugekommen: Mauritius und die Niederlande. Für diese Erhebung prüft die WHO nach eigenen Angaben allerdings nur die Gesetzeslage, nicht aber die Umsetzung im Land. Demnach sehen zwar 87 Prozent der Länder Bußgelder im Gesetz vor, wenn gegen Rauchverbote verstoßen werde. Aber weniger als ein Drittel habe für die Überwachung des Verbots Geld bewilligt.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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