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Thilo im ProSieben-Interview

Reportage: Thilo Mischke und seine Erfahrung mit radikalen Christen

  • Aktualisiert: 28.10.2024
  • 19:42 Uhr
  • Annalena Graudenz
Welche Ziele verfolgen radikale Christen? Dieser Frage ist Reporter Thilo Mischke in seiner neuen Reportage nachgegangen.
Welche Ziele verfolgen radikale Christen? Dieser Frage ist Reporter Thilo Mischke in seiner neuen Reportage nachgegangen.© ProSieben

In Thilo Mischkes neuer Reportage sucht der bekennende Atheist den Kontakt zu fundamentalen Christen, um über ihr Weltbild zu sprechen und zu prüfen, wie nah sich radikaler Glauben und rechte Politik stehen. Über seine Erkenntnisse spricht er im ProSieben-Interview.

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Thilo, was ist deine wichtigste Erkenntnis nach Abschluss der Dreharbeiten zu dieser Reportage?

Thilo Mischke: Radikalisierung macht vor nichts halt. Es ist also ganz egal, was du glaubst, alles kann verwendet werden, um dich zu radikalisieren.

Welche Begegnungen waren für dich besonders prägend?

Thilo Mischke: Besonders prägend war für mich eigentlich der erste Besuch in einer evangelikalen Kirche während eines evangelikalen Gottesdienstes, weil selbst ich, als wirklich fast religiöser Atheist, davon berührt war, wie diese Menschen einander vertrauen und was die Menschen dort gefühlt haben.

Was war die größte Herausforderung auf deiner Recherchereise?

Thilo Mischke: Die größte Herausforderung war es, vernünftige Gespräche zu führen, denn es ist tatsächlich immer wieder eine Herausforderung, mit Menschen, die durch und durch radikalisiert sind, tiefgehende Gespräche zu führen. Man kommt nicht an diese Leute ran. Man muss um jede ehrliche, emotionale Aussage ringen und kämpfen. Wer den Film guckt, wird es merken. Wir haben teilweise mehrstündige Interviews mit diesen Menschen geführt und im Film tauchen sie nur ganz kurz auf, weil so wenig davon fühlbar war.

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Hat sich dein eigenes Verständnis von Glauben und radikalem Denken verändert?

Thilo Mischke: Nein (lacht). Mein Verständnis von Glauben und radikalem Denken hat sich nicht verändert. Es ist so, dass Glaube immer das Potenzial hat, auch zu radikalisieren. Das war mir vorher klar und wurde jetzt durch diese Recherche nur noch mal deutlicher.

Wie sind die Menschen dir gegenüber aufgetreten, als sie erfuhren, dass du selbst Atheist bist?

Thilo Mischke: Das ist eine sehr schöne Frage. Immer, wenn ich betont habe, dass ich Atheist bin, was mir auch wichtig war in dieser Recherche, war die Reaktion ein bisschen so, als wäre ich hingefallen und hätte ein blutiges Knie. Ein wenig so 'Oh, du armer Atheist, aber wir werden dich schon auf unsere Seite ziehen'. Und dann wurde sofort versucht, mich zu missionieren, denn man darf nicht vergessen, dass im Zentrum des evangelikalen Glaubens das Missionieren steht und da bin ich natürlich ein gutes Übungsobjekt.

Warum sollte man unbedingt deine Reportage anschauen?

Thilo Mischke: So wie mein Kollege und Geschäftspartner Caspar Fischer sagt: 'Sie ist einfach geil.' Nein im Ernst, man sollte sich diese Reportage ansehen, weil sie einfach einen ganz ungewöhnlichen Einblick in eine extrem verschlossene, religiöse Gemeinschaft gibt. Nämlich die der evangelikalen Christen und wodurch sie beeinflusst werden. Wir zeichnen sehr intensiv nach, was nicht alle, aber einige Freikirchen in Deutschland vorhaben.

Inwiefern unterscheiden sich radikale christliche Bewegungen in Deutschland von denen in anderen Ländern?

Thilo Mischke: Weil in Deutschland Kirche und Staat doch sehr streng getrennt sind, haben sie hier natürlich keinen so großen Einfluss, wie sie es zum Beispiel in den USA haben. Die Absichten allerdings sind die gleichen. Die absolute Vermengung von Kirche und Staat und nicht wenige evangelikale Kirchen haben das Ziel, einen christlichen Gottesstaat zu errichten, auch in Deutschland. Aber Deutschland ist eigentlich gar nicht genug, sie formulieren es ganz klar in ihren Gottesdiensten: Sie sagen, dass sie die Welt missionieren möchten.

Wie sollte die Gesellschaft auf den wachsenden Einfluss dieser Bewegungen reagieren?

Thilo Mischke: Es ist interessant, dass wir uns offensichtlich alle in Wellenbewegungen befinden. Die Gesellschaft kann darauf reagieren, indem sie sich verständnisvoll diesen Menschen nähert und sagt: "Leute, ist es im 21. Jahrhundert wirklich noch eine gute Idee, andere Menschengruppen und Minderheiten auszugrenzen, um sich selbst besser zu fühlen?" Man sollte nicht mit Ablehnung, Hass und Wut reagieren, sondern einfach eine Hand reichen. Das ist ja, was ich eigentlich bei jeder radikalisierten Gruppe empfehle. Hand reichen, sich hinsetzen, sich unterhalten. Das gilt auch für evangelikale, radikalisierte Christen.

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