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Die ehemalige Regierungschefin im Porträt

Angela Merkel - 16 Jahre Bundeskanzlerin

  • Aktualisiert: 14.02.2024
  • 11:03 Uhr
  • Michael Reimers
16 Jahre hatte Angela Merkel das Amt der Bundeskanzlerin inne.
16 Jahre hatte Angela Merkel das Amt der Bundeskanzlerin inne.© REUTERS

Am 8. Dezember 2021 ging eine Ära zu Ende: Nach 16 Jahren gab Angela Merkel ihr Amt als Bundeskanzlerin an Olaf Scholz ab. Doch wie schaffte es die CDU-Politikerin als studierte Physikerin an die Regierungsspitze? Und welche Krisen musste sie in ihrer Amtszeit überstehen? Ein Überblick.

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Steckbrief

  • Name: Angela Dorothea Merkel (geborene Kasner)
  • Beruf: Politikerin, Physikerin, ehemalige Bundeskanzlerin
  • Geburtstag: 17. Juli 1954
  • Geburtsort: Hamburg
  • Wohnort: Berlin
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Angela Merkel ist eigentlich Physikerin

Angela Dorothea Merkel kam am 17. Juli 1954 in Hamburg zur Welt. Die geborene Kasner ist Tochter eines Pfarrers und einer Lehrerin. Kurz nach ihrer Geburt zog die Familie in die DDR um und lebte seit 1957 in Templin. Merkel hat einen Bruder und eine Schwester. Sie ging in Templin zur Schule und absolvierte 1973 ihr Abitur mit Bestnote. Daraufhin schrieb sich Merkel für ein Physikstudium an der Karl-Marx-Universität in Leipzig ein und schloss dieses 1978 erfolgreich ab. Sie arbeitete zunächst am Zentralinstitut für Physikalische Chemie an der Akademie der Wissenschaften und wurde 1986 zur Doktorin der Naturwissenschaften.

So kam sie an die Spitze der Regierung

  • 1989: Mitglied des "Demokratischen Aufbruchs“
  • 1990: Beitritt CDU
  • 1990: Stellvertretende Regierungssprecherin der DDR-Regierung de Maizière
  • Seit 1990: Mitglied des Deutschen Bundestages
  • 1991 – 1994: Bundesministerin für Frauen und Jugend
  • 1991 – 1998: Stellvertretende Vorsitzende der CDU
  • 1993 – 2000: Vorsitzende der CDU Mecklenburg-Vorpommern
  • 1994 – 1998: Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
  • 1998 – 2000: Generalsekretärin der CDU
  • 2000 – 2018: Vorsitzende der CDU
  • 2002 – 2005: Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion
  • November 2005 – Dezember 2021: Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland

Angela Merkel nahm zunächst nur wenig am politischen Geschehen teil. Das änderte sich 1989, als sie Mitglied des "Demokratischen Aufbruchs“, einer politischen Gruppierung in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), wurde. 1990 wurde Merkel Mitglied der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU). Zuerst fungierte sie als stellvertretende Regierungssprecherin der letzten DDR-Regierung unter Lothar de Maizière. Im selben Jahr wurde sie Abgeordnete des Deutschen Bundestages und erlangte ihr erstes Mandat. So wurde sie 1991 zur Bundesministerin für Frauen und Jugend.

Auch hatte sie von 1991 bis 1998 das Amt der stellvertretenden Vorsitzenden der CDU Deutschlands inne. Von 1993 bis zum Jahr 2000 war Merkel zudem Vorsitzende der CDU Mecklenburg-Vorpommern. Von 1994 bis 1998 amtierte sie als Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Schon damals setzte sich Merkel für eine stärkere Klimapolitik ein und verbuchte erste Erfolge, als es ihr gelang, auf dem Klimagipfel der Vereinten Nationen 1995 ein Mandat für eine weltweite Reduzierung der Treibhausgase zu vereinbaren. Von 1998 bis 2000 war sie daraufhin Generalsekretärin der CDU Deutschlands.

Am 10. April 2000 wurde Angela Merkel ins höchste Parteiamt gewählt. Sie war damit die erste Frau, die in der CDU Deutschland das Amt als Parteivorsitzende übernahm. Zwei Jahre später sicherte sie sich außerdem den Vorsitz der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag und damit die Rolle als Oppositionsführerin. Im Jahr 2005 kandidierte Angela Merkel als Kanzlerkandidatin. Mit Erfolg: Am 22. November 2005 wurde Merkel zur Bundeskanzlerin gewählt und löste damit den SPD-Politiker Gerhard Schröder ab. Somit wurde sie zur ersten Bundeskanzlerin Deutschlands.

Vorerst führte Angela Merkel als Bundeskanzlerin eine große Koalition mit der SPD. Nach der Bundestagswahl 2009 kam es zu der von ihr angestrebten schwarz-gelben Koalition. Im Jahr 2013 wurde wiederum erneut eine große Koalition der Unionsparteien mit der SPD geformt. Diese wurde nach der Bundestagswahl im Jahr 2017 fortgesetzt. Ein Jahr später, am 29. Oktober 2018, verkündete Angela Merkel, dass sie zur Bundestagswahl 2021 nicht mehr kandidieren werde. Am 7. Dezember desselben Jahres trat sie als CDU-Vorsitzende zurück und übergab das Amt an die CDU-Politikerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Am 26. September 2021 ging eine Ära zu Ende: Nach 16 Jahren Regierungszeit verlor die CDU ihre Mehrheit im Bundestag. Es kam zur Bildung einer Ampelkoalition. Mit der Aufstellung des neuen Bundestags endete auch die Amtszeit von Angela Merkel. Am 8. Dezember 2021 übernahm der SPD-Politiker Olaf Scholz das Amt des Bundeskanzlers.

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Angela Merkel privat: Kartoffelsuppe und klassische Musik

Angela Merkel ist seit 1998 mit Joachim Sauer, einem Quantenchemiker, verheiratet. Dabei handelt es sich aber nicht um Merkels erste Ehe. Zuvor lernte sie 1974 Ulrich Merkel kennen, den sie 1977 in Templin heiratete. 1981 trennte sich die Politikerin und ließ sich ein Jahr später von ihm scheiden. Kinder hat Angela Merkel keine, jedoch brachte Joachim Sauer zwei Söhne in die Beziehung.

Über ihr Privatleben gibt die Altkanzlerin nicht viel preis. Zu ihren Interessen gehört das Kochen, wie zum Beispiel von Kartoffelsuppe. Die ehemalige Regierungschefin backt außerdem leidenschaftlich gerne. In der Öffentlichkeit zeigt sich Merkel zudem als Fußballfan. Auch kann sie sich für klassische Musik begeistern und lässt sich die Bayreuther Festspiele daher nie entgehen.

Die Zeit danach: Nur noch "Wohlfühltermine"

16 Jahre lang fungierte Angela Merkel als Bundeskanzlerin Deutschlands. In ihrem Ruhestand wolle sie ihre eigenen Interessen selbst erkunden, da sie dazu während ihrer Amtszeit nicht sehr viel Zeit gefunden hatte, wie sie in einem Interview mit der "Deutschen Welle" verriet. "Danach werde ich vielleicht versuchen, etwas zu lesen, dann werden mir die Augen zufallen, weil ich müde bin, dann werde ich ein bisschen schlafen, und dann schauen wir mal, wo ich auftauche", so die Altkanzlerin.

Zu ihren Plänen nach ihrer Amtszeit äußerte sie sich auch bei einem Besuch in Washington, bei dem ihr von der Johns-Hopkins-Universität die Ehrendoktorwürde verliehen wurde. So würde sie sich erst mal eine Pause gönnen, müsse aber auch noch realisieren, dass ihre bisherigen Aufgaben "jetzt ein anderer macht". Aber, so fügte sie hinzu: "Ich glaube, das wird mir sehr gut gefallen."

Wahrscheinlich genau aus diesen Gründen lehnte sie bereits zwei Jobs ab, die ihr nach ihrer Amtszeit angeboten wurden: So verzichtete sie im Januar 2022 auf den CDU-Ehrenvorsitz und auf einen Beraterposten bei den Vereinten Nationen. Einen Monat später nahm sie jedoch an der Wahl des deutschen Bundespräsidenten teil. Die Ex-Kanzlerin will außerdem den Vorsitz der Jury des portugiesischen Gulbenkian-Preises für Menschlichkeit übernehmen.

In einem Gespräch mit Schriftsteller Alexander Osang erzählte sie im Juni 2022, dass sie viel Zeit mit Spaziergängen an der Ostsee, mit dem Lesen und Hören von Büchern und mit Urlaub in Italien verbringen würde. Sie nehme nach eigenen Angaben nur noch "Wohlfühltermine" wahr.

Dass Merkel die Politik weiter hinter sich lassen will, zeigte sich auch im Dezember 2023: Einem Medienbericht zufolge soll die Altkanzlerin aus der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung ausgetreten sein. Der "Spiegel" berief sich dabei auf das Umfeld Merkels. Demnach soll der Stiftungsvorsitzende Norbert Lammert bei einem persönlichen Treffen vergeblich versucht haben, Merkel zum Bleiben zu bewegen. "Ich bin aus dieser Rolle einfach rausgewachsen", soll Merkel gesagt haben. Merkels Umfeld betonte, sie wolle kein Signal gegen die Konrad-Adenauer-Stiftung setzen. Vielmehr wolle sie ihr neues Leben ganz ohne politische Zwänge frei gestalten.

Merkel plant jedoch im Herbst 2024 ihre politischen Memoiren zu veröffentlichen. Gemeinsam mit ihrer langjährigen Beraterin Beate Baumann hat sie ein Buch verfasst, das im Verlag Kiepenheuer & Witsch erscheinen wird.

Die Memoiren sollen einen exklusiven und persönlichen Einblick in das politische Leben und Wirken von Angela Merkel während ihrer Amtszeit als Bundeskanzlerin geben. Merkel sagte gegenüber dem Verlag: "Ich freue mich, in meinem gemeinsam mit Beate Baumann verfassten Buch zentrale Entscheidungen und Situationen meiner politischen Arbeit zu reflektieren und sie, auch mit Rückgriff auf meine persönliche Geschichte, einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen."

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Angela Merkel, die Krisenkanzlerin

Als Bundeskanzlerin hatte es Angela Merkel mit so einigen Krisen zu tun. So zum Beispiel mit der Finanzkrise, die im Jahr 2007 begann. Das globale Finanzsystem kam mächtig ins Wanken und vor allem Banken waren davon betroffen. Merkel jedoch garantierte den Bürger:innen im Jahr 2008, dass ihre Einlagen sicher seien. Ein Jahr später setzte sie außerdem die stark kritisierte Umweltprämie, besser bekannt als Abwrackprämie, durch. Mit der Weltfinanzkrise kam es auch zur Eurokrise, bei der einige europäische Staaten, wie Griechenland, Spanien und Italien, in eine Staatsschuldenkrise gerieten. Merkel versicherte, dass der Euro eine starke Währung sei und setzte sich für einen strengen Sparkurs durch. "Scheitert der Euro, dann scheitert Europa", so Merkel am 19. Mai 2010 im Bundestag. Auch stimmte sie einem umstrittenen Rettungsschirm zu, der die betroffenen Länder stabilisieren sollte.

"Wir schaffen das", ist ein anderes Zitat der CDU-Politikerin, das mit Sicherheit in die Geschichtsbücher eingeht. Der Satz fiel im Zuge der Flüchtlingskrise – einer der größten Herausforderungen Merkels. Mit Blick auf die zahlreichen Flüchtlinge, die unter anderem aus Syrien, Irak oder Afghanistan kamen, entschied sie im September 2015, den Geflüchteten an der Grenze zu Österreich und in Ungarn die Einreise nach Deutschland zu gestatten. Für ihre "Willkommenspolitik" erntete Merkel auch aus den eigenen Reihen Kritik. So forderte beispielsweise der CSU-Politiker Horst Seehofer eine Obergrenze von Flüchtlingen. Merkel lehnte diese Forderung jedoch stets ab. Auch verschaffte ihre Asylpolitik rechten Bewegungen Auftrieb. So machte die AfD die Flüchtlingspolitik zum zentralen Thema und zog damit zwei Jahre später in den Bundestag ein.

Zum Ende ihrer Amtszeit sah sich Angela Merkel der Coronakrise ausgesetzt. Der Ausbruch des Coronavirus in China Ende 2019 stellte sie vor ganz neue Herausforderungen. Merkel appellierte im März 2020 an die Bürger:innen Deutschlands: "Bitte ziehen Sie alle mit. Tun Sie jetzt das, was richtig ist für unser Land. Zeigen Sie Vernunft und Herz." Sie forderte während der Pandemie wiederholt härtere Maßnahmen und Kontaktbeschränkungen.

Angesichts des Ukraine-Krieges musste sich die Altkanzlerin bereits für ihre damalige Russland-Politik verteidigen. So bereue sie nicht, in der Vergangenheit auf Russland als Gasversorger gesetzt zu haben, wie sie im Juni 2022 betonte. Das kritisierte der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter. Ihm zufolge sei die Entscheidung für Gas aus Russland zwar nachvollziehbar, aber aus sicherheitspolitischer Perspektive trotzdem falsch.

Auch habe Merkel zum Ende ihrer Amtszeit keine Möglichkeit mehr gesehen, auf Russlands Präsident Wladimir Putin einzuwirken. Bei ihrem letzten Besuch in Moskau im August 2021 habe sie bereits gespürt, dass sie keinen Einfluss auf Putin mehr habe: "Machtpolitisch bist du durch. Für Putin zählt nur Power", zitierte das Magazin "Spiegel" aus einem Gespräch mit Merkel.

Im Video: Leipziger Buchmesse - Angela Merkel verteidigt ihre Russlandpolitik

Bundespräsident zeichnet Merkel mit höchstem Verdienstorden aus

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Angela Merkel im April 2023 als eine "beispiellose Politikerin", die Deutschland erfolgreich durch viele Krisen gesteuert habe. "Sie haben unserem Land unter nie dagewesenen Herausforderungen neu zu wirtschaftlichem Erfolg verholfen", sagte er bei der Verleihung des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in besonderer Ausführung an die langjährige CDU-Chefin.

Steinmeier verlieh Merkel die höchstmögliche Auszeichnung, die die Bundesrepublik vergibt. Diese erhielten vor ihr nur die früheren Kanzler Konrad Adenauer und Helmut Kohl (beide CDU). 

Allerdings gab es auch Kritik an der Ehrung: Der langjährige Linke-Fraktionschef Gregor Gysi etwa hielt die Auszeichnung mit dem Großkreuz für überzogen. Vielmehr ärgere es ihn, dass der frühere SPD-Kanzler Willy Brandt den Orden nicht bekommen habe, der wie einst Konrad Adenauer und Helmut Kohl wirklich politische Ziele verfolgte, so der Linken-Politiker.

Im Video: Angela Merkel erhält höchste Auszeichnung - Vergabe stößt auch auf Kritik

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Merkel hat kein Verständnis für AfD-Wähler

In ihrem ersten TV-Interview seit ihrem Rückzug aus der Politik hatte Merkel am Tag der Deutschen Einheit 2023 Verständnis über die Verärgerung bei den Menschen in Deutschland gezeigt, die Wahl der AfD als Option jedoch abgelehnt.

In der ZDF-Dokumentation "Am Puls mit Mitri Sirin - wie viel Einheit haben wir erreicht?" kritisierte Merkel die AfD und deren Wähler:innen. Sie habe kein Verständnis dafür, wenn Menschen die AfD wählen, sagte sie.

Wenn man sich sozusagen auf Kosten anderer Menschen, auch anders aussehender Menschen und Menschen mit anderer Biografie profiliert, dann ist das nichts, wofür ich Verständnis habe.

Angela Merkel

Sie verstehe, dass man über manches verärgert sei. Aber sie sei nicht bereit zu akzeptieren, dass man deshalb Ideen und Gedankengut unterstütze, die für sie nichts mit Toleranz zu tun hätten. "Da würde ich immer dagegen argumentieren und würde sagen, man kann in dieser demokratischen Gesellschaft auch anders seine Kritik und seinen Ärger zum Ausdruck bringen."

Fragen und Antworten zu Angela Merkel

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Büro Bundeskanzlerin a.D.
  • Deutscher Bundestag
  • Konrad-Adenauer-Stiftung
  • Stern: "Das Geheimnis von Angela Merkels Kartoffelsuppe"
  • B.Z.: "Angela Merkels Sehnsucht nach Pflaumenkuchen"
  • Deutsche Welle: "Was macht Angela Merkel in Zukunft?"
  • Spiegel: "Merkel spricht über Pläne nach Ende ihrer Amtszeit"
  • Deutsche Welle: "Die großen Krisen der Merkel-Ära"
  • Deutschlandfunk: "Seehofer: bis zu 200.000 Flüchtlinge pro Jahr verkraftbar"
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