Anzeige
USA

Justizskandal: Mann saß 48 Jahre unschuldig im Gefängnis 

  • Aktualisiert: 22.12.2023
  • 09:00 Uhr
  • Clarissa Yigit
Glynn Simmons kommt nach 48 Jahren aus einem Gefängnis in Oklahoma (USA) frei.
Glynn Simmons kommt nach 48 Jahren aus einem Gefängnis in Oklahoma (USA) frei.© Doug Hoke/The Oklahoman via AP

Nach 48 Jahren hinter Gittern wird ein heute 71-Jähriger freigesprochen. Dennoch nimmt die ganze Sache bisher kein gutes Ende, denn nach seiner Haftentlassung wurde ein Krebsleiden festgestellt.

Anzeige

Das Wichtigste in Kürze

  • Glynn Simmons wurde im Jahr 1975 zum Tode verurteilt.

  • Wie sich nun - 48 Jahre später - herausstellt, ist er unschuldig.

  • Seine damalige Verurteilung basierte lediglich auf der Zeugenaussage einer Jugendlichen.

Um wegen Mordes verurteilt zu werden, sollten die Beweise in der Regel hieb- und stichfest sein. Bei dem nun 71-jährigen Glynn Simmons ist bei der Beweisaufnahme offenbar etwas grundlegend schiefgelaufen.

Simmons saß ganze 48 Jahre wegen Mordes in einem Gefängnis im US-Bundesstaat Oklahoma - nun wurde er für unschuldig erklärt.

Im Video: Neue Sorge um Putins schärfsten Kritiker - Navalny an "unbekannten Ort" gebracht

Neue Sorge um Putins schärfsten Kritiker: Nawalny an "unbekannten Ort" gebracht

Der am längsten unschuldig Inhaftierte der US-Geschichte hat Krebs

Somit zählt der Amerikaner laut des Projekts The National Registry of Exonerations als längster in der amerikanischen Geschichte unschuldig hinter Gittern Inhaftierter.

Simmons ist bereits im Juli - nach 48 Jahren, einem Monat und 18 Tagen - freigekommen. So habe damals Richterin Amy Palumbo die Verurteilung des langjährigen Häftlings aufgehoben. Am Dienstag (19. Dezember) erfolgte nun der offizielle Freispruch, wie am Mittwoch (20. Dezember) bekannt wurde.

Nun, nachdem der fälschlich Verurteilte nach fast einem halben Jahrhundert endlich wieder auf freiem Fuß ist, hat ihn ein neuer Schicksalsschlag heimgesucht. Nach seiner Entlassung sei bei dem Mann Krebs diagnostiziert worden, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa).

Obwohl ihm eine Entschädigung von bis zu 175.000 US-Dollar (etwa 160.000 Euro) zusteht, sei er davon allerdings noch Jahre entfernt, erklärt einer seiner Anwälte, Joe Norwood. Daher lebe Simmons nun von Spenden, während er sich einer Krebsbehandlung unterziehen muss.

Im Video: Guantánamo-Prozess - 9/11-Drahtzieher für verhandlungsunfähig erklärt

Guantánamo-Prozess: 9/11-Drahtzieher für verhandlungsunfähig erklärt

Anzeige
Anzeige

So kam es zur Verurteilung

Im Jahr 1975 wurden Simmons und Don Roberts, ein weiterer Verdächtiger, "wegen der Ermordung eines Mitarbeiters eines Spirituosengeschäfts in der Stadt Edmond (Oklahoma, USA) bei einem Raubüberfall zum Tode verurteilt", berichtet "Bild".

Zwar wurde das Todesurteil aufgehoben, dennoch musste Simmons eine lebenslange Haftstrafe in Kauf nehmen. Dabei hatte der Schuldspruch lediglich auf der Aussage einer 18 Jahre alten Kundin basiert. Diese hatte bei dem Raubzug eine Schussverletzung am Kopf erlitten und überlebt.

:newstime

Später gab sie an, Simmons und Roberts wiederzuerkennen. Im Nachhinein kamen allerdings erhebliche Zweifel an der Verlässlichkeit dieser Aussage auf. So hatten die beiden Angeklagten während des Prozesses beteuert, "sich zum Zeitpunkt der Tat nicht einmal in Oklahoma aufgehalten zu haben", schreibt "Bild".

"Die Hautfarbe war auch einer der Gründe, warum ich verurteilt wurde", kritisiert Simmons das Justizsystem der USA. Zudem habe es nie echte Beweise gegen den damals 22-Jährigen gegeben, berichtet die dpa.

Don Roberts wurde bereits im Jahr 2008 auf Bewährung entlassen.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Bild: "USA: Mann saß 48 Jahre unschuldig im Gefängnis"
Mehr News und Videos
Die Einsamkeit in Deutschland nimmt zu

Die Einsamkeit in Deutschland nimmt zu

  • Video
  • 01:48 Min
  • Ab 12