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Auswirkungen auch auf Trump und Merz

Welche Risiken bringt der US-Angriff auf den Iran mit sich?

  • Veröffentlicht: 23.06.2025
  • 12:02 Uhr
  • Joachim Vonderthann
Eine Karte mit der Straße von Hormus und dem Iran ist hinter einer Figur von US-Präsident Donald Trump zu sehen.
Eine Karte mit der Straße von Hormus und dem Iran ist hinter einer Figur von US-Präsident Donald Trump zu sehen.© REUTERS/Dado Ruvic/Illustration

Die USA unter Präsident Trump haben militärisch in den Konflikt Israel-Iran-Konflikt eingegriffen. Was bedeutet das für die Welt, den US-Präsidenten - aber auch Deutschland?

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Inhalt

Noch am Freitag hatte US-Präsident Donald Trump geklagt, dass er trotz aus seiner Sicht erfolgreicher Vermittlungen an verschiedenen Brandherden ohnehin nie einen Friedensnobelpreis bekommen werde. In der Nacht zu Sonntag ließ er dann die Supermacht USA in Israels Krieg mit Iran eingreifen und iranische Atomanlagen bombardieren. Damit bricht Trump sein Versprechen an seine Wähler, sein Land nicht in einen neuen militärischen Großkonflikt zu führen. Dies dürfte erhebliche Folgen haben für die Weltpolitik, Trumps Position in den USA - und nicht zuletzt für die Bundesregierung.

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Weitet sich der Iran-Israel-Konflikt jetzt aus?

Bisher blieb der Konflikt zwischen Israel und Iran regional relativ begrenzt. Beide Länder überzogen sich mit Angriffen. Iran bekam nicht die erhoffte Unterstützung durch Russland - und die Reaktionen der mit der schiitischen Regionalmacht Iran verbündeten Huthi-, Hisbollah- und Hamas-Milizen hielten sich in Grenzen. Die sunnitischen Golfstaaten reagierten zurückhaltend, weil auch sie eine iranische Atombombe fürchten.

Das Eingreifen der USA könnte dies ändern. Es droht ein Flächenbrand. So gehen Experten davon aus, dass die Führung in Teheran als Vergeltung etwa die Straße von Hormus sperren könnte, durch die jeden Tag Öltanker aus der Golfregion kommen. Dies könnte Abnehmer in Asien wie nicht zuletzt China auf den Plan rufen, für die der Iran ein wichtiger Öllieferant ist.

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Iran könnte US-Militärbasen ins Visier nehmen

Die iranische Regierung veröffentlichte zudem eine Karte mit US-Militärstützpunkten im Nahen Osten und droht mit Angriffen. Auch Anschläge auf amerikanische oder israelische Einrichtungen und Bürger weltweit werden befürchtet. "Die Iraner sind militärisch stark geschwächt und in ihren Fähigkeiten eingeschränkt", sagte Aaron David Miller, ehemaliger Nahost-Unterhändler für demokratische und republikanische Regierungen. "Aber sie verfügen über alle möglichen asymmetrischen Mittel, um zu reagieren. (...) Das wird nicht so schnell vorbei sein."

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu deutete am Sonntagabend an, dass die Ziele der militärischen Angriffe fast erreicht seien. So sei sein Land dem Ziel sehr nahe gekommen, die Bedrohung durch ballistische Raketen und das iranische Atomprogramm zu beseitigen. "Wir werden unsere Aktionen nicht über das hinaus fortsetzen, was nötig ist, um sie zu erreichen", sagte er. Aber er fügte auch hinzu: "Wir werden auch nicht zu früh aufhören."

Trumps Fanbase reagiert ablehnend auf Angriff

Bereits die ersten Reaktionen in den USA zeigen, dass Trumps Vorgehen auch ein großes innenpolitisches Risiko für ihn birgt. Erstmals könnte ein Teil seiner treuesten Unterstützer der sogenannten Maga-Bewegung ("Make America great again") abspringen - Isolationisten, die auf sein Versprechen pochen, keine Kriege zu beginnen.

Die Maga-Aktivistin Marjorie Taylor Greene kritisierte den Angriff, warf Israel vor, den Krieg begonnen zu haben und schrieb auf der Plattform X: "Dies ist nicht unser Kampf." Der republikanische Abgeordnete Thomas Massie aus Kentucky kritisierte, der US-Militärschlag sei nicht verfassungskonform und bezog sich dabei auf das Recht des US-Kongresses, anderen Ländern den Krieg zu erklären. Immerhin bekam Trump Unterstützung vom republikanischen Mehrheitsführer im Senat, John Thune, sowie dem republikanischen Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson. Trump habe verhindert, dass der Iran Atomwaffen erhält, argumentieren sie.

Das Problem: Trump selbst hatte Atomgespräche mit dem Iran angestrebt. Er war erst durch den israelischen Angriff unter Zugzwang geraten und hatte plötzlich der Einschätzung seiner CIA-Direktorin widersprochen, dass Iran noch weit von einer Atombombe entfernt sei.

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Kanzler Merz muss sich entscheiden

Der Angriff setzt auch die Bundesregierung und die Europäer unter Druck. Kanzler Friedrich Merz hatte gesagt, dass Israel für den Westen die "Drecksarbeit" im Iran übernehme und die Gefahr verringere, dass der Iran über Atomwaffen verfüge. Das Eingreifen der USA gegen einen souveränen Staat ist allerdings eine andere Dimension, zumal Israel bereits behauptet hatte, die meisten iranischen Nuklearanlagen zerstört zu haben.

Zudem hatte sich Außenminister Johann Wadephul nach den Gesprächen der E3-Topdiplomaten aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien mit ihrem iranischen Kollegen am Freitag noch vorsichtig optimistisch gezeigt, dass man mit dem Iran weiter reden könne. Die Gespräche wurden nach Angaben von EU-Diplomaten ausdrücklich auf Wunsch der US-Regierung geführt.

Doch nach dem US-Angriff konnte sich die E3 am Abend zu einer gemeinsamen Erklärung durchringen. Frankreich sieht den US-Militärschlag laut EU-Diplomaten sehr kritisch, Großbritannien wollte sich hinter die USA stellen. In der Erklärung wird nun sowohl Unterstützung für als auch Kritik an den USA vermieden.

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Pro-Israel-Kurs setzt Regierung unter Druck

Aber auch die Bundesregierung ist zwischen verschiedenen Zielen zerrissen: Einerseits gibt es die Solidarität mit Israel und den Wunsch, vor dem NATO-Gipfel in der neuen Woche keinen Keil in die Beziehungen mit den USA zu treiben. Man braucht Trump für die Unterstützung der Ukraine und für harte Sanktionen gegen Russland. Andererseits droht die Regierung mit einem zu bedingungslosen Pro-Israel-Kurs die Unterstützung der Bevölkerung zu verlieren. Laut einer neuen Allensbach-Umfrage halten nur noch 13 Prozent der Befragten das Vorgehen Israels in Gaza für angemessen. Und der US-Angriff auf den Iran stößt auch beim Koalitionspartner SPD auf kaum verhohlene Kritik.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur Reuters
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