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USA absoluter Spitzenreiter

Höchststand weltweiter Militärausgaben: Ukraine mit gewaltigem Rekordanstieg

  • Aktualisiert: 24.04.2023
  • 17:11 Uhr
  • Nelly Grassinger

Weltweit wurden noch nie so viel Finanzmittel für das Militär genutzt. Angetrieben vom Krieg in der Ukraine machen die Militärausgaben vor allem in Europa einen gehörigen Sprung nach oben.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die globalen Militärausgaben haben ein neues Rekordhoch erreicht.

  • Grund ist laut Friedensforscher:innen der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine.

  • Vor allem die Ukraine erlebt einen rasanten Sprung von 640 Prozent.

Weltweit wurde noch nie so viel Geld für das Militär ausgegeben. Die globalen Ausgaben stiegen im Jahr 2022 inflationsbereinigt um 3,7 Prozent auf 2,24 Billionen Dollar (rund 2,04 Billionen Euro). Das teilte das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri am Montag, den 24. April, in einem Bericht mit. Die Staaten der Erde steckten somit bereits das achte Jahr in Folge mehr Geld ins Militär als im jeweiligen Vorjahr. Ohne Inflationsbereinigung würde der Anstieg gar bei 6,5 Prozent liegen. 

Als Reaktion auf das sich verschlechternde Sicherheitsumfeld stärkten Staaten ihr Militär - und sie rechneten auch nicht damit, dass sich an diesem Umfeld in naher Zukunft etwas zum Besseren ändern werde.

Der kontinuierliche Anstieg der weltweiten Militärausgaben in den vergangenen Jahren ist ein Zeichen dafür, dass wir in einer zunehmend unsicheren Welt leben.

Sipri-Forscher Nan Tian laut dpa

Rekordanstieg der Militärausgaben in der Ukraine

In Europa wurde der mit Abstand stärkste Anstieg verzeichnet. Bei der inflationsbereinigten Zunahme um 13 Prozent handelt es sich um die größte Steigerung seit dem Kalten Krieg. 

Und die Ukraine? Die verzeichnete einen Anstieg um satte 640 Prozent - dem höchsten, den Sipri jemals für ein Land in einem einzelnen Jahr registriert hat. Mit Militärausgaben von 44 Milliarden rückt die Ukraine somit von Platz 36 schlagartig auf Rang 11. Dabei wurden finanzielle Unterstützung und Rüstungsspenden aus dem Ausland nicht berücksichtigt. Angesichts dieses Kostenanstiegs und der immensen Kriegsfolgen für die ukrainische Wirtschaft entsprachen die Ausgaben geschätzten 34 Prozent des BIP des Landes - nach 3,2 Prozent im Jahr 2021.

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Militärausgaben so hoch wie zuletzt im Kalten Krieg

Die militärischen Hilfen für die Ukraine und Sorgen vor einer stärkeren Bedrohung durch Russland haben nach Sipri-Angaben auch die Ausgabenentscheidungen vieler anderer Staaten beeinflusst. Die Russland-Sorgen hätten sich dabei schon seit langem aufgebaut. Viele frühere Ostblockstaaten hätten ihre militärischen Ausgaben seit 2014 - dem Jahr der russischen Krim-Annexion - mehr als verdoppelt.

Die Staaten in Mittel- und Westeuropa verwendeten 2022 insgesamt 345 Milliarden Dollar (315 Mrd. Euro) für das Militär. Damit übertrafen sie inflationsbereinigt erstmals das Jahr 1989, als der Kalte Krieg endete. Russlands Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 habe sich unmittelbar auf die Entschlüsse dieser Länder ausgewirkt, was sich etwa in mehrjährigen Plänen zur Ausgabensteigerung gezeigt habe, sagte Sipri-Experte Diego Lopes da Silva. Infolgedessen könne man in den kommenden Jahren mit weiteren Anstiegen rechnen.

USA verantwortlich für größten Anteil 

Deutlicher Spitzenreiter bei den Militärausgaben bleiben die USA. Nach einem Anstieg um 0,7 Prozent landeten sie bei Ausgaben in Höhe von 877 Milliarden Dollar. Darunter 19,9 Milliarden an Militärhilfe für die Ukraine. Damit kommen die USA auf einen Anteil an den globalen Ausgaben von 39 Prozent und geben damit das Dreifache von China aus. Die Volksrepublik liegt mit geschätzten 292 Milliarden Dollar auf Rang zwei. Russland steigerte seine militärischen Aufwendungen um 9,2 Prozent auf geschätzte 86,4 Milliarden Dollar, womit es vom fünften auf den dritten Platz sprang.

Indien und Saudi-Arabien komplettieren die Top fünf. Deutschland folgt nach Zuwächsen um 2,3 Prozent mit 55,8 Milliarden Dollar auf Rang sieben hinter Großbritannien.

Mit Blick auf das ausgewiesene Sondervermögen für die Bundeswehr in Höhe von 100 Milliarden Euro rechnet Sipri mit einem erheblichen Anstieg der deutschen Militärausgaben in den kommenden Jahren. Vom Nato-Ziel, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in die Verteidigung zu stecken, ist die Bundesrepublik mit 1,4 Prozent jedoch weiterhin weit entfernt. 

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Spannungen in Asien ebenfalls verantwortlich

Neben dem Ukraine-Krieg machte Sipri noch einen weiteren Grund für den globalen Anstieg aus: Spannungen in Ostasien. Die militärischen Gesamtausgaben in Asien und Ozeanien stiegen inflationsbereinigt um 2,7 Prozent auf 575 Milliarden Dollar an, stärker dabei jedoch in China (4,2 Prozent), Indien (6,0 Prozent) und in Japan (5,9 Prozent), die zusammen fast drei Viertel der regionalen Ausgaben ausmachten.

Japan hatte 2022 eine neue Sicherheitsstrategie ausgegeben, um seine militärischen Fähigkeiten mit Blick auf die wahrgenommenen Bedrohungen durch China, Nordkorea und Russland im kommenden Jahrzehnt auszubauen. "Japan erlebt einen tiefgreifenden Wandel bei seiner Militärpolitik", stellte der Sipri-Experte Xiao Liang fest.

Der jährlich erscheinende Sipri-Bericht zu den Militärausgaben in aller Welt gilt als weltweit umfassendste Datensammlung dieser Art. Die Friedensforscher:innen zählen auch Aufwände für Personal, Militärhilfen sowie militärische Forschung und Entwicklung zu den Ausgaben.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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