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Jahrestag des russischen Angriffs

"Wenn ihr angreift, werdet ihr unsere Gesichter sehen": Vor zwei Jahren kam der Krieg in die Ukraine

  • Veröffentlicht: 24.02.2024
  • 06:00 Uhr
  • Lara Teichmanis
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj - seit zwei Jahren herrscht Krieg in seinem Land.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj - seit zwei Jahren herrscht Krieg in seinem Land.© via REUTERS

Am 24. Februar 2022 überfiel die russische Armee die Ukraine im Morgengrauen. Zwei Jahre nach Kriegsbeginn blicken die Ukrainer:innen auf unendliches Leid der vergangenen 24 Monate und eine Zukunft voller Ungewissheit.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Seit zwei Jahren kämpft die Ukraine im Angriffskrieg gegen Russland.

  • Präsident Wolodymyr Selenskyj wirbt weiter für internationale Hilfen und Waffenlieferungen.

  • Über 100.000 Tote durch Kämpfe sind seit Kriegsbeginn zu beklagen.

Tag eins - Der russische Angriff 

Es sind schockierende Meldungen, die am Morgen des 24. Februars 2022 um die Welt gehen: Russland hat die Ukraine angegriffen. Bereits Tage zuvor gab es Spekulationen, Mutmaßungen und Indizien. All dem gegenüber: Die Hoffnung, dass die Satellitenbilder und Andeutungen des Kremlchefs Putin am Ende des Tages doch nur leere Drohungen seien.

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Doch schon am Abend des 23. Februars schlagen mehrere Geheimdienste und ukrainische Militärs Alarm. Russische Raketenwerfer sind kurz vor der Grenze bei Charkiw in Stellung gegangen. Um 00:47 Uhr hält der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine Rede ans Volk - an das russische Volk.

Da Besondere: Selenskyj spricht Russisch. Er widerlegt die Propaganda des Kremls mit Argumenten und sagt mit kraftvoller Stimme: "Wenn ihr angreift, werdet ihr unsere Gesichter sehen, nicht unsere Rücken".

Wenn ihr angreift, werdet ihr unsere Gesichter sehen, nicht unsere Rücken.

Wolodymyr Selenskyj

Die ersten Angriffe auf ukrainische Gebiete erfolgen in den frühen Morgenstunden. Auch die Hauptstadt Kiew wird von Raketeneinschlägen getroffen. Während Militärfahrzeuge durch die Straße fahren, packen die Menschen in ihren Wohnungen und Häusern das Nötigste für die Flucht.

Weltweit gingen die Menschen am 24. Februar 2022 auf die Straßen, um gegen Putin und den russischen Angriff auf die Ukraine zu demonstrieren, so auch in der japanischen Hauptstadt Tokio.
Weltweit gingen die Menschen am 24. Februar 2022 auf die Straßen, um gegen Putin und den russischen Angriff auf die Ukraine zu demonstrieren, so auch in der japanischen Hauptstadt Tokio. © Reuters
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Internationale Erschütterung und Solidarität

Die Nachrichten aus der Nacht verbreiten sich global wie ein Lauffeuer und lösen eine Welle der Solidarität mit der Ukraine aus. Politiker:innen weltweit melden sich zu Wort und verurteilen den Überfall Russlands. "Dieser 24. Februar ist ein furchtbarer Tag für die Ukraine und ein düsterer Tag für Europa", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach dem Bekanntwerden der ersten Angriffe.

US-Präsident Joe Biden wendet sich an Putin: "Russland allein ist für den Tod und die Zerstörung verantwortlich, die dieser Angriff mit sich bringen wird, und die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten und Partner werden geschlossen und entschlossen reagieren. Die Welt wird Russland zur Rechenschaft ziehen."

Die Welt wird Russland zur Rechenschaft ziehen.

Joe Biden, US-Präsident

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Auch Russlands Präsident Wladimir Putin meldet sich zu Wort. In einer Videobotschaft erklärt er den Beginn der sogenannten "militärischen Spezialoperation". Sein Ziel: Den Schutz der ukrainischen Zivilbevölkerung vor einem Genozid. Dafür würde Russland die Entmilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine anstreben, schreibt der "Spiegel".

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Luftalarm, Ausgangssperre, Raketeneinschläge - Alltag im Krieg

Der 24. Februar 2022 markiert nicht nur den Anfang des Angriffskriegs auf die Ukraine, für viele Ukrainer:innen ist es auch der Tag der Flucht.

Seit Kriegsbeginn vor zwei Jahren sind Millionen Menschen vor den russischen Angriffen geflohen – innerhalb wie außerhalb der Ukraine. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) schätzt, dass seit Kriegsbeginn rund 6,5 Millionen Menschen ins Ausland flüchteten.

Doch wer nicht fliehen kann oder nicht fliehen will, bleibt im Land. Mit einem neuen, kriegsgezeichneten Alltag.

Das Heulen der Sirenen bei Luftalarm, die Warnungen vor russischen Luftanschlägen mit Raketen, Drohnen oder Bomben. All das gehört seit 24 Monaten zu den ständigen Begleitern der Ukrainer:innen. Oft mehrmals täglich. 

Laut den Statistiken der Seite "alerts.in.ua" wurde seit Kriegsbeginn über 33.000-mal Luftalarm ausgelöst. Allein in der Hauptstadt Kiew dauerte die Summe der Alarme insgesamt fast 50 Tage, meldet die dpa.

Doch das Leben der Gebliebenen geht trotz Angriffen der russischen Armee weiter. In der ostukrainischen Großstadt Charkiw nahe der russischen Grenze lernen viele Kinder unter der Erde in extra in U-Bahnstationen eingerichteten Klassenzimmern. In Regionen nahe der Frontlinie herrschen nächtliche Ausgangssperren und auch das patrouillierende Militär gehört nun zum Stadtbild vieler Großstädte. 

Namen wie Odessa, Mariupol oder Bachmut sind seit 730 Tagen in den Schlagzeilen der Medien zu lesen. Alles Städte und Gemeinden, die auf tragische Weise durch erbitterte Kämpfe und Schlachten traurige Berühmtheit erfahren. 

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Das Leid in Zahlen

Zwei Jahre nach Kriegsbeginn sind knapp 20 Prozent des Landes, darunter auch die Schwarzmeer-Halbinsel Krim, von russischen Truppen besetzt. Mehr als 14,6 Millionen Menschen brauchten laut UN humanitäre Hilfe, meldet die dpa.

Auch der Blick auf die Opferzahlen verdeutlicht das immense Leid durch den Angriffskrieg Russlands.

Wie die dpa berichtet, haben mehr als 10.000 Zivilist:innen, darunter Hunderte Kinder, bereits ihr Leben verloren. Die genaue Anzahl ziviler Opfer dürfte jedoch deutlich höher liegen. Grund dafür ist der mangelnde Zugang zu russisch besetzen Städten wie Lyssytschansk, Popasna und Sjewjerodonezk.

Zu den vermissten, verletzten und getöteten Zivilist:innen kommen Zehntausende getötete Soldat:innen. Gefallen im Kampf um ihr Land, ihre Heimat. Doch auch hier fehlen die genauen Zahlen der Gefallenen.  

Mobilmachung und Kriegsmüdigkeit

Die Entschlossenheit in Selenskyjs Rede an das russische Volk hallte nach - zu Beginn des Krieges meldeten sich 10.000 Ukrainer freiwillig, um ihr Land gegen den Angriff Russlands zu verteidigen.

Gleichzeitig ordnet der ukrainische Präsident eine allgemeine Mobilmachung direkt nach Kriegsbeginn an. Für Männer zwischen 18 und 60 Jahren gilt ein Ausreiseverbot - wirklich eingezogen werden Personen zwischen 27 und 60 Jahren.

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Doch nicht nur Männer stehen für ihr Land ein. Auch Frauen kämpfen an der Front und mit den Folgen des Krieges. Laut Angaben des ZDF sind mehr als 40.000 freiwillige Frauen in der ukrainischen Armee im Einsatz. 

Doch nach zwei Jahren voller Kämpfe, Bombenangriffe und geschätzt 100.000 Toten nagen die Kriegsereignisse am Kampfgeist der Ukrainer:innen. Der Unmut wächst. Fronturlaube bei den Angehörigen sind kurz, oder der Kontakt nur per Video möglich. 

Während Selenskyj weitere westliche Unterstützung verhandelt und Soldat:innen an den Frontlinien kämpfen, muss die gesamte ukrainische Bevölkerung mentale Stärke beweisen: gegen die Kriegsmüdigkeit.

:newstime-Reportage im Video: An der Ukraine-Front - Zwischen Raketen und Hoffnung

An der Ukraine-Front: Zwischen Raketen und Hoffnung | :newstime Reportage

Abhängigkeit vom Westen

Trotz erbittertem Einsatz an der Front: Ohne die Hilfe des Westens kann die Ukraine nicht überleben. Sowohl wirtschaftlich als auch militärisch ist das osteuropäische Land auf die Unterstützung von Ländern wie Deutschland oder den USA angewiesen.

Etwa die Hälfte des Staatshaushalts des Landes wird aus dem Ausland bezahlt. Wie die dpa das Kieler Institut für Weltwirtschaft (ifw) zitiert, belaufen sich die bewilligten humanitären, militärischen und finanziellen Hilfeleistungen vom 24. Januar 2022 bis 15. Januar 2024 auf bisher mehr als 250 Milliarden Euro.

24. Februar 2024: Menschen stehen in Kiew an der Gedenkstätte für die Gefallenen des Krieges in der Nähe des Maidan-Platzes im Zentrum der Stadt, am zweiten Jahrestag der russischen Invasion.
24. Februar 2024: Menschen stehen in Kiew an der Gedenkstätte für die Gefallenen des Krieges in der Nähe des Maidan-Platzes im Zentrum der Stadt, am zweiten Jahrestag der russischen Invasion. © Efrem Lukatsky/AP/dpa

Groß ist auch die Abhängigkeit bei der militärischen Unterstützung, insbesondere bei Waffen und Munition, schreibt "ZDF heute". Munition, leichte Waffen, Treibstoff, medizinische Ausrüstung. Die Liste der notwendigen Güter aus dem Westen ist lang. Kurz vor dem Jahrestag am Samstag (24. Februar) diskutiert auch der Deutsche Bundestag wieder über Taurus-Lieferungen ins Kriegsgebiet. 

Zuletzt forderte Wolodymyr Selenskyj auf der Münchner Sicherheitskonferenz weitere Hilfen des Westens. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) richtete derweil scharfe Worte an ihren russischen Amtskollegen Sergej Lawrow.

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  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
  • ZDF: "Wie Frauen in der Ukraine kämpfen"
  • ZDF heute: "Ohne westliche Unterstützung geht es nicht"
  • Spiegel: "Tag ohne Ende – wie verlief der 24. Februar 2022?"
  • Bundesregierung: Pressestatement Scholz
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