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Pitcairn

Wenn der nächste Nachbar die ISS ist: Das ist die abgelegenste Insel der Welt

  • Veröffentlicht: 07.08.2024
  • 09:36 Uhr
  • Imke Carmen Rauhut
Pitcairn ist die abgelegenste Insel der Welt. Ihr nächster Nachbar ist die ISS.
Pitcairn ist die abgelegenste Insel der Welt. Ihr nächster Nachbar ist die ISS.© picture alliance / robertharding | Michael Runkel

Etwa auf halbem Weg zwischen Südamerika und Neuseeland trifft man auf die kleine Insel Pitcairn. Selbst hier gibt es Menschen. Doch wie ist es wirklich, auf einer einsamen Insel zu leben?

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Das Wichtigste in Kürze

  • Pitcairn ist die einzige bewohnte Insel der Pitcairn-Inseln im Südpazifik. Sie ist nur 47 Quadratkilometer groß. Aktuell leben dort nur knapp 35 Menschen (Stand 2023).

  • Die nächste bewohnte Insel ist die Gambier-Insel Akamaru, etwa 530 Kilometer von Pitcairn entfernt. Das macht die Astronaut:innen der ISS in 400 Kilometer Höhe zu den nächsten Nachbar:innen der Bevölkerung Pitcairns.

  • Nicht nur ihre Isolation macht die Insel so besonders. Von ihrer Geschichte bis hin zur einzigartigen Natur gibt es auf der Welt nichts Vergleichbares.

Pitcairn: So lebt es sich auf der isoliertesten Insel der Welt
Galileo X-Plorer - Pitcairn
Joyn

"Galileo X-Plorer: Pitcairn - die abgelegenste Insel der Welt"

Pitcairn Island ist der entlegenste Ort der Welt. "Galileo X-Plorer"-Reporter Tim Grübl lüftet die Geheimnisse des vergessenen Paradieses.

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Inhalt

Pitcairn - die abgelegenste Insel der Welt

Pitcairn befindet sich im Südpazifik, 5.700 km vom südamerikanischen Festland und 5.000 km von Neuseeland entfernt. Sie ist die letzte britische Kolonie im Pazifik.

Um Pitcairn zu erreichen, muss man eine Mitfahrt auf dem Frachtschiff "Silver Supporter" buchen. Nach 32 Stunden Fahrt von dem Atoll Gambier aus ist man dann endlich da. Das letzte Stück zur Küste legt man noch mit einem selbstgebauten Boot der Einheimischen zurück, denn die Insel hat keinen Hafen.

Aufgrund der weiten Distanzen und schwierigen Anreise wird die Insel kaum besucht. Jährlich kommen nur etwa 25 Yachten vorbei. Selbst die meisten Tourist:innen halten sich von diesem Ort fern.

Die etwa 35 Einheimischen leben hauptsächlich in der einzigen Siedlung Pitcairns: Adamstown. Diese wurde nach dem letzten Überlebenden der ersten Siedler, John Adams, benannt.

Pitcairn liegt nicht nur mitten im Pazifik, weit entfernt vom nächsten Festland, sondern ist auch noch ziemlich klein. Die Insel misst nur 3,2 Kilometer Länge und 1,6 Kilometer Breite.
Pitcairn liegt nicht nur mitten im Pazifik, weit entfernt vom nächsten Festland, sondern ist auch noch ziemlich klein. Die Insel misst nur 3,2 Kilometer Länge und 1,6 Kilometer Breite.© Galileo / ProSieben
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So leben die Menschen auf Pitcairn

Das Leben auf Pitcairn ist eine Mischung aus britischer und polynesischer Kultur. Selbst die Sprache hat sich verändert. Man nennt sie "Pitkern". Statt "Good Day" (auf Deutsch: Guten Tag) sagen die Pitcairner beispielsweise "Wut-a-way you".

Auf Pitcairn gibt es keine geteerten Straßen und kaum Infrastruktur. Der Großteil der Nahrungsmittel wird selbst angebaut und auch Fische müssen selbst gefangen werden. Man braucht viel handwerkliches Geschick, um auf einer so einsamen Insel klarzukommen.

Trotz der Isolation sind die Einheimischen aber nicht komplett abgeschottet. Selbst an diesem abgelegen Ort gibt es Internet und moderne Geräte. Stromgeneratoren und Solaranlagen sorgen dafür, dass diese auch funktionieren. Ein Containerschiff versorgt die Insel zusätzlich vier mal im Jahr mit wichtigen Produkten, die in einem Supermarkt tiefgekühlt aufbewahrt werden.

Zusätzlich zum Supermarkt besitzt Adamstown außerdem ...

📯 ein Finanz- und Postamt

🩺 ein medizinisches Zentrum

🏢 ein Tourismusbüro

🗿 ein Museum

📚 eine öffentliche Bibliothek

🚨 und eine Polizeistation.

Ein Gemeindesaal dient als Gerichtsgebäude und Ratssaal, sowie zu gesellschaftlichen Zusammenkünften und öffentlichen Veranstaltungen. Dem gegenüber liegt die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, der offiziellen Religion Pitcairns.

Außerhalb von Adamstown befindet sich die Schule Pulau. Lehrkräfte werden für ein Jahr eingestellt. Ab 13 Jahren ziehen die Kinder auf ein neuseeländisches Internat. Derzeit gibt es allerdings keine Kinder im schulpflichtigen Alter auf der Insel.

Pitcairn ist stark auf die finanzielle Hilfe Großbritanniens angewiesen. Die lokale Wirtschaft beruht jedoch hauptsächlich auf dem Tourismus und dem Verkauf des einzigartigen Honigs der Insel sowie selbsthergestellter Handwerksprodukte und anderer Waren wie frischem Obst.

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Wie die Menschen nach Pitcairn kamen - und warum sie blieben

Vor etwa 2.000 Jahren: Man schätzt, dass die Insel erstmals Ur-Polynesier:innen besuchten. Inschriften in Felswänden, Steinwerkzeuge und andere Artefakte zeugen davon.

1789: Das britische Schiff H.M.S. Bounty war auf dem Weg von Tahiti nach England, als sich die Besatzung gegen ihren Kapitän William Bligh auflehnte. Die Meuterer schmissen den Kapitän und seine Anhänger von Bord und fuhren wieder zurück nach Tahiti.

1790: Aus Angst vor ihrer Entdeckung und Verhaftung stachen neun der Meuterer mit 18 versklavten tahitianischen Männern und Frauen wieder in See. Nach zwei Monaten erreichten sie Pitcairn und beschlossen zu bleiben. Die H.M.S. Bounty steckten sie in Brand.

1814: Die Admiräle der H.M.S. Briton und Tagus stoßen zufällig auf die Insel. Ab da wurde mit der Isolation gebrochen und dem einzig Überlebenden der Meuterer, John Adams, verziehen. Fortan stand die Bevölkerung in engem Kontakt mit der britischen Marine.

20. Jahrhundert: Trotz einiger Evakuierungsversuche kehrten die Pitcairner immer wieder zur Insel zurück. Im Jahr 1937 erreichte die Bevölkerung ihren Höchststand mit 233 Menschen. Seitdem verlassen jedoch vor allem junge Leute immer häufiger die Insel. 2023 leben nur noch 35 Menschen auf Pitcairn.

Die Geschichte der H.M.S. Bounty

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Von Tahiti aus stach die H.M.S. Bounty in See. Mit an Bord: Die Brotfrucht, hier im rechten oberen Eck abgebildet.
© IMAGO/Gemini Collection

Von Tahiti aus stach die H.M.S. Bounty in See. Mit an Bord: Die Brotfrucht, hier im rechten oberen Eck abgebildet.

Der Künstler Robert Dodd brachte die Erzählungen von William Bligh über die Meuterei schon 1790 auf Leinwand. Bligh hatte erfolgreich das Boot, in dem er und seine Anhänger ausgesetzt wurden, bis nach Timor navigieren können.
© IMAGO/UIG

Der Künstler Robert Dodd brachte die Erzählungen von William Bligh über die Meuterei schon 1790 auf Leinwand. Bligh hatte erfolgreich das Boot, in dem er und seine Anhänger ausgesetzt wurden, bis nach Timor navigieren können.

„Bounty Bay“ nennen die Einheimischen heutzutage das Ufer, wo die Meuterer und die versklavten Tahitianer:innen, die sie mitbrachten, anlegten. Um nicht entdeckt zu werden verbrannten sie das Schiff.
© IMAGO/Gemini Collection

„Bounty Bay“ nennen die Einheimischen heutzutage das Ufer, wo die Meuterer und die versklavten Tahitianer:innen, die sie mitbrachten, anlegten. Um nicht entdeckt zu werden verbrannten sie das Schiff.

Dort, wo die Siedler ihre ersten Hütten bauten, steht jetzt das kleine Dorf „Adamstown“. Benannt wurde es nach dem letzten Überlebenden der Meuterer, John Adams.
© IMAGO/Gemini Collection

Dort, wo die Siedler ihre ersten Hütten bauten, steht jetzt das kleine Dorf „Adamstown“. Benannt wurde es nach dem letzten Überlebenden der Meuterer, John Adams.

Die Meuterer heirateten die versklavten Tahitianerinnen, die sie mit nach Pitcairn brachten. Ihre Nachfahren leben bis heute noch auf der Insel.
© IMAGO/Gemini Collection

Die Meuterer heirateten die versklavten Tahitianerinnen, die sie mit nach Pitcairn brachten. Ihre Nachfahren leben bis heute noch auf der Insel.

Die wichtigsten Fragen zu Pitcairn

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