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Entstehung, Ziele, Kritik

"Fridays for Future": Eine junge Bewegung, die für die Umwelt kämpft

  • Aktualisiert: 15.03.2024
  • 15:50 Uhr
  • Rebecca Rudolph
Die Bewegung "Fridays for Future" wurde 2018 von der damals 15-jährigen, schwedischen Schülerin Greta Thunberg ins Leben gerufen.
Die Bewegung "Fridays for Future" wurde 2018 von der damals 15-jährigen, schwedischen Schülerin Greta Thunberg ins Leben gerufen.© Adobe Stock

Die Klimakrise ist allgegenwärtig. Seit 2019 macht die Organisation "Fridays for Future" auf den Klimawandel aufmerksam und demonstriert auf den Straßen. Trotz Lob gibt es auch viele kritische Stimmen. Alle Informationen zu Fridays for Future gibt es hier..

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Fridays for Future – Aktivist:innen kämpfen gegen den Klimawandel

Fridays for Future (auf Deutsch: "Freitage für die Zukunft") ist eine Bewegung von Schüler:innen und anderen (jungen) Menschen, die sich global für den Klimaschutz starkmachen. Dabei wird weltweit jeden Freitag dafür gestreikt, die Klimaziele einzuhalten, die die Staaten im UN-Weltklima-Abkommen 2015 (Pariser Abkommen) beschlossen haben. Das Pariser Abkommen hat drei Hauptziele: Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf möglichst 1,5 Grad Celsius, auf jeden Fall aber auf deutlich unter zwei Grad Celsius. Die Reduzierung von Emissionen und Anpassung an den Klimawandel sowie die Lenkung von Finanzmitteln in Übereinstimmung mit den Klimaschutzzielen. Mittlerweile haben sich der Bewegung nicht nur junge Menschen, sondern auch die älteren Generationen angeschlossen. Auch sie gehen gemeinsam mit den Schüler:innen und Student:innen zum Demonstrieren auf die Straßen.

Im Video: "Fridays for Future" kündigt "Schritt zurück" an

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Entstehung und Entwicklung der Bewegung

Die Bewegung Fridays for Future (FFF) wurde 2018 von der damals gerade mal 15-jährigen, schwedischen Schülerin Greta Thunberg ins Leben gerufen. Am 20. August streikte sie das erste Mal an einem Freitag vor dem schwedischen Parlament für mehr Klimaschutz. Zu Beginn saß die Schülerin wochenlang alleine vor dem Parlament. Sie war zunächst drei Wochen täglich während der Unterrichtszeit vor dem Reichstagsgebäude in Stockholm. Dabei hielt sie ein Schild mit der Aufschrift "Skolstrejk för klimatet" (zu Deutsch: Schulstreik fürs Klima) in den Händen. Sobald ihre Bewegung mehr Aufmerksamkeit bekam, schlossen sich ihr immer mehr junge Leute an.

Die junge Klimaschutz-Aktivistin kündigte am 8. September 2018 an, sie werde nach den Parlamentswahlen am 9. September 2018 ihren Unterrichtsboykott an Freitagen so lange fortsetzen, bis die Klimapolitik Schwedens den Grundsätzen des Pariser Klimaabkommens entspreche. Mit dem Hashtag #FridaysforFuture erlangte Greta Thunberg mit ihrer Bewegung internationale Aufmerksamkeit. Nach und nach bildeten sich weltweit Gruppen, die sich der Aktion anschlossen.

Am 7. Dezember 2018 wurde in Deutschland das erste Mal in Bad Segeberg gestreikt. Erstmals große mediale Aufmerksamkeit bekam der darauf folgende Streik am 14. Dezember in Kiel und in weiteren Städten. Mitte März 2019 beteiligten sich dann Länder aus aller Welt an der Bewegung. Das Europäische Parlament reagierte und rief am 28. November 2019 den Klimanotstand aus.

Am 15. März 2019 riefen zum ersten Mal Protagonist:innen von Fridays for Future zur Teilnahme am "Global Climate Strike For Future" auf, einem weltweiten Schülerstreik zur Rettung des Planeten. Insgesamt gab es laut Medienangaben etwa 1.700 Kundgebungen in mehr als 100 Staaten. In Deutschland streikten mehr als 300.000 Schüler:innen in über 230 Städten. Seither finden immer wieder "Global Climate Strike For Future" statt.

Das große Vorbild der weltweiten Streiks ist dabei Greta Thunberg. Die Schwedin reist seither in viele Länder, um für ihre Ziele zu werben. Sie sagte: "Why should I be studying for a future that soon may be no more, when no one is doing anything to save that future?" (Auf Deutsch: "Wieso soll ich für eine Zukunft lernen, die es bald nicht mehr geben wird, wenn niemand dafür sorgt, dass diese Zukunft auch gerettet wird?")

Die Ziele von Fridays for Future

Die Unterstützer:innen von Fridays for Future schwänzen die Schule, um ein Zeichen gegen die globale Erderwärmung zu setzen. Sie wollen nicht für eine Zukunft lernen, die nicht lebenswert ist. Die konkreten Ziele der Bewegung erläutern die Demonstrant:innen auf ihrer Webseite.

Fridays for Future fordert die Einhaltung der Ziele des Pariser Abkommens und des 1,5 °C-Ziels. Explizit fordern sie für Deutschland:

  • Nettonull 2035 erreichen
  • Kohleausstieg bis 2030
  • 100 % erneuerbare Energieversorgung bis 2035
  • Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre
  • Verkehrswende durch Ausbau des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs
  • Stopp der Gewinnung fossiler Brennstoffe

Dabei ist für sie entscheidend, dass für die Einhaltung des 1,5 °C-Ziels die Treibhausgasemissionen so schnell wie möglich stark reduziert werden. Deshalb fordern sie:

  • Das Ende der Subventionen für fossile Energieträger
  • Ein Viertel der Kohlekraft abschalten
  • Eine CO2-Steuer auf alle Treibhausgasemissionen. Der Preis für den Ausstoß von Treibhausgasen muss schnell so hoch werden wie die Kosten, die dadurch uns und zukünftigen Generationen entstehen. Laut dem Umweltbundesamt sind das 180 Euro pro Tonne CO2.
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Nicht nur Demonstrationen gehören zu den Aktionen der Bewegung

Zu den Aktionen der Fridays for Future-Bewegung stehen allen voran die organisierten Demonstrationen beziehungsweise Schulstreiks an Freitagen. Diese wurden aber beispielsweise auch in den Ferien fortgesetzt. Bei den Streiks werden meistens Plakate in die Luft gehoben, ein Slogan wird einheitlich gesprochen.

Häufige Slogans der Demonstrant:innen sind:

  • What do we want? - Climate Justice! - When do we want it? - Now! ("Was wollen wir? - Kimagerechtigkeit! - Wann wollen wir sie? - Jetzt!")
  • Climate Justice! - Global Justice! ("Klimagerechtigkeit! - Globale Gerechtigkeit!")
  • Power to the people - cause the people got the power ("Macht den Menschen - Denn die Menschen haben die Macht")
  • Change the System! - Not the Climate! ("Ändert das System! - Nicht das Klima!")

Neben den Demonstrationen an Freitagen gibt es national sowie global verschiedene Aktionen der Fridays for Future-Aktivist:innen.

Am 21. Juni 2019 hatte die Organisation alle Aktiven nach Aachen eingeladen zu einer internationalen Demonstration gegen den weiteren Braunkohleabbau im Rheinischen Revier und die dortige Braunkohle-Verstromung. In der ersten Augustwoche 2019 trafen sich rund 1.400 Teilnehmer:innen in Dortmund zum ersten von Jugendlichen für Jugendliche selbst organisierten Kongress. Im selben Monat versammelten sich 450 Delegierte aus 38 europäischen FFF-Bewegungen zum internationalen Gipfeltreffen "SMILE for Future" ("Summer Meeting in Lausanne Europe") in Lausanne und koordinierten die weiteren Organisationen.

Das Klima-Kabinett des Bundes in Deutschland tagte am 20. September 2019. Zeitgleich fanden die Vorbereitungen zum UN Climate Action Summit statt. Die Fridays for Future-Aktivist:innen riefen anlässlich dieser Termine weltweit zu verschiedenen Demonstrationen auf. Den Auftakt bildete der Global Climate Strike (deutsch: Globaler Klimastreik), der am 20. September 2019 stattfand.

2020 führten die Unterstützer:innen zusätzlich die sogenannten Klimacamps zu ihrer Taktik hinzu. Hierbei handelt es sich um Zeltlager in Großstädten. Meistens entstehen diese Zeltlager in der Nähe von Kraftwerken oder Ähnlichem. Das soll die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Kraftwerke lenken und die Umweltaktivist:innen können eine Reduzierung dieser Ressourcennutzung fordern.

Durch die Pandemie Anfang 2020 sagte Fridays for Future alle Präsenz-Klimastreiks und Straßendemonstrationen ab und verlegte sich auf Online-Aktionen. Am 25. September 2020 und danach ab dem 18. Juni 2021 fanden in Deutschland wieder Präsenz-Klimastreiks und Aktionen statt.

Ende 2023 verkündete "Fridays for Future" ihre die Strategie zu überdenken, um mehr Druck auf die Politik aufzubauen. "Genauso wie die 'Letzte Generation' jetzt beispielsweise ein neues Strategiepapier vorgestellt hat, gehen wir auch diesen Schritt zurück, weil wir merken: Hey, wir stoßen da gerade an Grenzen", sagte Sprecherin Carla Reemtsma bei "Markus Lanz".

Fridays for Future hat viele Unterstützer:innen

Um Fridays for Future haben sich zahlreiche Gruppen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu deren Unterstützung gegründet. Sie werden als "Fridays-Gruppen" bezeichnet. Insbesondere "Scientists for Future" und "Parents for Future" sind in Deutschland in der Öffentlichkeit präsent. Darüber hinaus haben sich weitere Initiativen wie Künstler, Unternehmer, Landwirte und Studenten formiert.

Auch viele Politiker:innen begrüßen die Fridays for Future Aktionen. Altkanzlerin Angela Merkel sprach sich in der Vergangenheit für die Bewegung aus. Martin Sonneborn, Mitglied des Europäischen Parlaments und Bundesvorsitzender der Partei "Die PARTEI", zeigte sich solidarisch mit den FFF-Demonstrant:innen.

Katarina Barley erklärte am 1. März 2019: "Diese Proteste, bei denen Schülerinnen und Schüler Freitag für Freitag für ihre Zukunft auf die Straße gehen, verdienen hohen Respekt: Solche jungen Leute wünschen wir uns." Doch die Jugendlichen hätten noch kein Wahlrecht, das sie ausüben könnten. "Wir sollten ein Wahlrecht ab 16 Jahren einführen."

Zu den Unterstützer:innen der Bewegung gehören auch viele Prominente wie Schauspielerin Iris Berben, Comedian Carolin Kebekus, Autor Frank Schätzing, Moderator Joko Winterscheidt, Schauspielerin Nora Tschirner, Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar, US-Sängerin Camila Cabello und viele mehr.

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Klimaschützer und Gewerkschaft streiken zusammen

Die Gewerkschaft ver.di und Fridays for Future demonstrierten bereits zwei Mal gemeinsam bundesweit für einen besseren ÖPNV. Im März 2024 streikten sie gemeinsam unter dem Motto #WirFahrenZusammen und forderten 100 Milliarden Euro mehr an Investitionen in den ÖPNV bis 2030 sowie bessere Arbeitsbedingungen. "Denn egal, ob wir in der Stadt oder auf dem Land leben, wir alle brauchen einen Nahverkehr, auf den wir uns verlassen können", teilten die Organisatoren von FFF mit. 

Für den ÖPNV streiken, heißt fürs Klima streiken.

Fridays for Future

Im Video: Verdi und "Fridays for Future" streiken gemeinsam

Es gibt auch kritische Stimmen

In Deutschland und in vielen Teilen der Welt besteht Schulpflicht, das bedeutet, dass Schüler:innen am Unterricht teilnehmen müssen. Damit ihre Forderungen ernst genommen werden, streiken Schüler:innen aber während der Schulzeit. Seither stellt sich in der Politik die Frage, ob für Schüler:innen die Teilnahme an diesen Streiks verboten sein soll. Das wird weltweit unterschiedlich beurteilt und sorgte für viel Unmut.

Die Bewegung bekam auch im Zusammenhang mit der Überschwemmung in Deutschland im Jahr 2021 viel Kritik ab. Angeführt von Klimaaktivistin Luisa Neubauer, wollten die Aktivist:innen diese Umweltkatastrophe nutzen, um für den Klimaschutz zu demonstrieren und die Auswirkungen einer schwachen Klimapolitik drastisch darzustellen. Allerdings entstand schnell der Vorwurf, dass die Bewegung das Leid der Menschen für ihre Ziele ausnutzen würde.

Fridays for Future wurde auch vorgeworfen, eine homogene Perspektive zu haben. Damit ist gemeint, dass quasi nur eine bestimmte Bevölkerungsschicht mit einem bestimmten Sozialstatus in der Bewegung vorzufinden ist. Die Organisation wird in diesem Zusammenhang auch als "Rebellion der Privilegierten" bezeichnet. Das kommt daher, da viele der Demonstranten die Schule bestreiken. Allerdings ist es für sehr viele Menschen nicht selbstverständlich, die Schule besuchen zu können. Sie sind entweder mehr als andere darauf angewiesen, einen guten Abschluss zu erlangen oder sie leben in einem Land, in dem sie um eine Schulausbildung kämpfen müssen.

Kritik für FFF und Greta Thunberg gab es auch durch den öffentlichen Umgang zum terroristischen Überfall der Hamas auf israelischem Gebiet am 7. Oktober 2023. Am 26. Januar 2024 posierte Greta vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag, wo eine Anklage Israels wegen mutmaßlichen Völkermords im Gazastreifen untersucht wurde. Zwei Tage zuvor war die Klimaaktivistin überraschend bei einer Pro-Palästina-Demo in Leipzig. In ihrer Rede warf sie Israel vor, im Gazastreifen einen Genozid zu begehen.

Zuvor hatte Thunberg in sozialen Netzwerken zu einem Streik für Solidarität mit den Palästinenser:innen aufgerufen. Auch in den Posts des internationalen FFF-Accounts auf den Plattformen X und Instagram stand, die Klimabewegung stünde "vereint auf der Seite Palästinas". Dabei sprachen sie von einer "Gehirnwäsche" der westlichen Medien und bezeichneten Israel als "Apartheidstaat". Nach internationaler Kritik wurde der Post wieder gelöscht.

Im Namen von Fridays for Future Deutschland hatte die Klimaaktivistin Luisa Neubauer den Terror der Hamas kritisiert und israelfeindliche Postings auf den Social-Media-Accounts des globalen Netzwerkes verurteilt. "Unsere volle Solidarität gilt den Jüdinnen und Juden weltweit, und wir verurteilen scharf den Terror der Hamas", so Neubauer gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. "Wir distanzieren uns von den antisemitischen Posts auf internationalen Kanälen nachdrücklich."

  • Verwendete Quellen:
  • Fridays for Future: Forderungen
  • rnd.de: 42 Prominente rufen eindringlich zu mehr Klimaschutz auf: "Die Klimakrise ist da"
  • Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Klimaabkommen von Paris
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